Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 419
(PDF, 181 MB)
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v. Seeland: Die Logik der materialistischen Lehre etc. 419

ausbleibt. Mit demselben Rechte könnte man ja sagen, es
sei ganz einerlei, ob man Einem sein Vermögen blos auf
einige Stunden oder auf immer nimmt. Wenn Sokrates gelegentlich
einen ruhigen Schlaf dem beglücktesten wachen
Leben vorzuziehen vorgab, so erklärt sich diese Aeusserung
durch eine augenblickliche trübe Stimmung, der im Uebrigen
sein ganzes energisch-freudiges Leben und Lehren aufs
Entschiedenste widerspricht.

Die Behauptung, der Gedanke, von der zukünftigen
Welt- und Menschheitsentwicklung ausgeschlossen sein zu
müssen, sei für den „Weisen" ebensowenig von Belang, wie
der, dass er nicht Zuschauer der Vergangenheit, etwa der
Belagerung von Troja, war, — ist gezwungen und doppelt
unwahr. — Wir empfinden zwar keinen Kummer darüber,
dass unsere leiblichen Augen dem Zweikampf des lleklor
und des Achilles nicht zusahen; aber wenn der denkende und
forschende Theil der Menschheit wirklich von der Erforschung
der Vergangenheit absolut ausgeschlossen wäre, so
müsste das sicherlich als ein schwerer Druck wahrgenommen
werden, wie überhaupt die Unmöglichkeit, den Wissensdrang
zu stillen, dem vorgeschrittenen Menschen als grosses
Uebel erscheint.

Wenn wir keinen Aufwand an Zeit, Geld, Mühe und
Scharfsinn scheuen, um die Vorzeit unserem geistigen Auge
näher zu rücken, ist damit nicht gesagt, dass es sich hier,
wie in der Wissensfrage überhaupt, um das Erstreben eires
für uns geradezu nothwendigen Guts handelt?*) Und nun
gar die Zukunft! Die Vergangenheit unseres Geschlechts
ist ein Endliches und meist Erbärmliches, die Zukunft ein
Unendliches, und in ihr, so hofft jeder, der an Fortschritt
glaubt, soll sich der schliesslich^ Triumph des Guten über
das Böse und über die finsteren Lebensmächte allmählich
vollziehen. Um wie Vieles mehr also, als Geschichte, Alterthumskunde
, vorweltliche Geologie u. dergl., muss das Zukünftige
, jedem nach Licht und Gerechtigkeit Lechzenden
theaer sein, und wie wenig ist Derjenige als „Weiser"
zu qualifiziren, der seinem und so unzählicher Anderer
Ausschluss von jenem kommenden Lichte mit stumpfer
Gleichgültigkeit entgegensieht!

Was die angebliche Unmöglichkeit betrifft, dass ein

*) In der Hinsicht wird aUerdings öfters gefehlt, dass man Alterthumsstudien
Verhältnissmässig zu viel Opfer bringt, indes manches
für die Gegenwart Notwendigere, z. B. die so wichtige gesundheitliche
Statistik und Topographie eines Landes oder Ortes, aus Mangel an Mitteln
brach liegt; daraus folgt aber keineswegs, dass Geschichte und Archäologie
ein blosses Spielzeug wären.


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