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Maler: Giebt es echte Geisterpbotographieen? 441
Zöllner, du Prel, Crookes, Wällace, Varley, Schiaparelli, Mor-
selli, Flammarion, Lombroso, Aksakow und Mendjeljew, genannt
seien, aprioristisch für Idioten zu halten, die sich
durch solche Kinkerlitzchen hinters Licht führen Hessen,
wie sie Hopkinsin als Hilfsmittel der sogenannten Geister-
photographie beschreibt. Zweifellos ist das grosse Interesse,
welches diese Erscheinungen finden, oft Veranlassung gewesen
, dass minder Urtheilsfähige durch solche und ähnliche
Einrichtungen von Betrügern an der Nase geführt wurden;
mit welcher strengen Genauigkeit und Vorsicht aber wissenschaftlich
gebildete Männer an die Prüfung der mediumisti-
schen Phänomene herangegangen sind, zeigen zum Beispiel
die Schilderungen, welche Professor William Crookes von den
Versuchen gab, die er durch drei Jahre mit dem fünfzehnjährigen
weiblichen Medium Florence Cook anstellte. Einige
dieser Versuche wurden in der Wohnung der Eltern der
Cook angestellt, die Mehrzahl aber in der Privatwohnung
Crookes'; das Medium lag auf einem Sopha in einem sonst
von. keiner Seite zugänglichen Nebenzimmer im Trancezustand
; die Verbindungsthüre zwischen Nebenzimmer und
Hauptzimmer war durch einen Vorhang ersetzt; bei einem
Versuche, dem der Elektriker Varley assistierte, wurde
durch den Körper des Mediums ein schwacher galvanischer
Strom zu einem Spiegelgalvanometer geleitet, das sich im
Hauptzimmer befand, und dessen Ausschlag ständig kon-
trolhrt wurde: die geringste Bewegung des Mediums ergab
einen Ausschlag von 15—30 Grad. Bei anderen Versuchen
wurde die Regungslosigkeit des Mediums durch mehrfaches
Beleuchten mit einer Phosphoreszenz-Lampe konstatirt. —
In den letzten Wochen der Versuche war Florence Cook
dauernd Gast in der Familie von Professor Crookes; sie
brachte nur ein kleines Handtäschchen mit, war stets« in
der Gesellschaft der Frau Crookes und schlief auch nicht
allein. Während dieser Zeit wurden photographische Versuche
im Laboratorium angestellt: statt eines Thürflügels
war ein Vorhang in die ins anschliessende Bibliothekzimmer
führende Thür eingesetzt; das Bibliothekzimmer war durch
herabgedrehte Gasflammen schwach erleuchtet, das Medium
lag so am Fussboden, dass man vom Laboratorium aus seine
ganze Gestalt sehen konnte, wenn der Vorhang ein weirig
bei Seite geschoben wurde; im Laboratorium sassen Crookes
Freunde, das Gesicht gegen den Vorhang gewendet; hinter
ihnen standen fünf photographische Apparate aus dem Privatbesitze
von Professor Crookes (einer davon im Stereoskopapparat
), die auf den Vorhang eingestellt waren und meist
alle zugleich verwendet wurden. Zur Beleuchtung diente
Psychische Stadien. Juli 1903. 29
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