Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 447
(PDF, 181 MB)
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Kurse Notizen

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Tendenz führte ihn zum Determinismus; abstrakte Spekulationen
und Schemata in der Weise Kants, metaphysische
und andere Dogmen und Extreme, wie bei Schopenhauer oder
Nietzsche, vermied er und huldigte einem sozialen und humanitären
Optimismus mit dem unerschütterlichen Glauben an
eine ethische Vervollkommnung der Menschheit, die das
Brutale und Ungerechte immer mehr abstreift und durch
Einsicht in die sozialen Ursachen alles Schlimmen mit unpersönlicher
Auffassung desselben allmälig mildert. (Vergl.
seine Beiträge in den „Psych. Stud.'fc 1901, S. 351 und 549 ff.
u. besonders 1902: „Todesnähe", S. 479 u. 544 ff.) Er sieht
also in der Entwickelung der Menschheit einen Drang und
Zug zum Idealen und „nach Oben". Bemerkenswerth ist er
für den Okkultismus insofern, als er sich in seinen letzten
Büchern, bezw. in den neuen Auflagen früherer auch mit
den okkulten Hintergründen des Lebens stark beschäftigte,
soweit ihm dieses Gebiet zugänglich war, wie namentlich
in seinem Werk, „Die Lust als sozial-ethisches Entwicklungsprinzip
". Trotz seines auch hier bewahrten realistischen
Skeptizismus mnss seine Vorurteilslosigkeit und der Prei-
mutli, solche Hinweise ausführlich in seinen Essays aufzunehmen
, um so mehr anerkannt werden, je weniger sich die
Schulgelehrten, zusammt ihrem dienstbaren Gefolge in der
Tagespresse, an dem heiklen Stoff zu vergreifen wagen. Ich
kann hier auf Grund meiner lebhaften brieflichen Beziehungen
zu ihm noch hinzufügen, dass ihn dies Gebiet in den letzten
Janren mehr anzog, als es in seinen Büchern und Aufsätzen
zum Ausdruck kommt.*) Er begriff vollkommen die Bedeutsamkeit
dieser für uns zumeist noch unlösbaren ßäthsel,
und Welt und Leben waren für ihn nicht wie bei den
modernen materialistischen Naturforschern ä la Büchner und
Höckel fünfsinnlich schon vollkommen durch sichtlich, sondern,
wie er selbst schrieb, ein Mysterium. Trotz seines schweren
und äusserst schmerzhaften Blasenleidens mit im vorigen
Jahre hinzugetretener theilweiser Lähmung, die ihm das
Schreiben fast unmöglich machte, erlitt die Bethätigung
seines reichen Geistes keinen wesentlichen Abbruch. Seine
irdische Hülle wurde heute seinem Wunsche gemäss zu
Gotha dem JFeuer übergeben.

Cottbus, 15. Juni 1903. Albert Kniepf.

*) Auch der Briefwechsel mit seinem alten Freunde, Prof.
Sellin, und mit dem Schriftleiter der „Psych. Stud." über den Rothe-
prozess ist hierfür ein sprechende? Zeugniss. Sein letztes uns zugegangenes
Schreiben sprach den Dank für unser ihn lebhaft inter-
essirendes Rothe-Heft aus, dem er volle Zustimmung spendete. —

Red.


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