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Dankmar: Geistige und soziale Strömungen etc. 465
geschlagen u. s. f. Schon von seinem 4. Jahre an behauptete
er, mit seiner früh verstorbenen Mutter in Verkehr zu
stehen, und verfällt in Anfälle von starrkrampfartigem Schlaf.
Ausserdem behauptet er die Wiederverkörperung seines
Vorfahren, des blutigen Ziska, zu sein. Der Geist seiner
Mutter hat ihm die Geheimnisse der Vergangenheit geoffen-
hart und in hellsehendem Zustande verkündet Graf Albert
jedem Familienmitgliede die Schicksale von dessen früherer
Verkörperung. Bei diesem Schauen in astralem Lichte ist
ihm aber, im Gegensatze zu manchem modernen Theo-
sophen, der Blick für irdische Einrichtungen nicht verloren
gegangen. „Ich sah, sagt er, die Menschen und ihre Einrichtungen
und der Unwille hat in meinem Herzen dem Mitleid
Platz gemacht; denn ich gewahrte, dass das Unglück der
Unterdrückten kleiner ist, als das der Unterdrücker. In
meiner Jugend hatte ich nur für die Schlachtopfer ein Herz:
mich ergrilf nun Mitleid mit den Henkern, den bejammerns-
werthen Büssern. welche in ihrem gegenwärtigen Dasein die
Strafe der Verbrechen tragen, die sie in ihrem früheren
Zustande begangen haben, und welche Gott dazu verdammt
hat, böse zu sein: ein tausendmal viel härteres Lons, als
das ist, ihr unschuldiges Opfer zu werden." Graf Albert
besitzt auch die Gabe des zweiten Gesichts, ihm ist
eine geistige Hyperaesthesie des Empfindungsvermögens
eigen und er bezeichnet die Stelle, an der die Skelette eines
ermordeten Hussiten, seines Weibes und Kindes begraben
liegen. Albert ist ein Trost in seinem einsamen, unverstandenen
Leben verheissen, der sich mit Beendigung seines 29. Jahres
in sein Herz senken soll. Bei der Wiedergabe einer Arie
Patestrina's (durch Consuelo) sinkt er plötzlich vor der
Sängerin, deren Inkognito niemand im Schlosse geahnt, in
die Kniee, sie mit ihrem Namen nennend: Consuelo — Trost
meiner Seele! und zwar in spanischer Sprache, die er niemals
gelernt hat. Darauf verschwindet er, wie schon oft,
räthselvoll, spurlos und ist zu dem tiefsten Schmerze seiner
Angehörigen, nicht zu entdecken. Durch eine Oisterne,
deren Wasser ablaufen und sich füllen kann, entdeckt Consuelo
, welche sich zu Albert % Retterin berufen weiss, den
Weg zu ihm auf den Schreckenstein und es gelingt ihr,
ihn aus seinen somnambulen Krisen zu retten und ihn den
Seinen wiederzugeben. Später fällt er allerdings wieder in
seinen Somnambulismus zurück. In die Gespräche über
den „gefallenen Morgenstern" Lucifer spielen Lehren des
St. Simonistischen „Neuen Christenthums" hinein; hatte doch
die Sand St. Simon und Lammenais die „wahren Apostel auf
Erden" genannt.'
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