Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 485
(PDF, 181 MB)
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v. Seeland: Die Logik der materialistischen Lehre etc. 485

richtet. Ferner beweist sein Hochbalten des von ihm fälschlich
für Nichtsein gehaltenen Nirvana der Buddhisten, so
wie sein Anpreisen des Schlafes, als des höchsten der
Güter, dass er, wenigstens zeitweise, in Pessimismus verfiel
. Und wäre er ganz in denselben umgeschlagen, so hätte
er uns ein noch besseres Zeugniss für die Folgerichtigkeit
seines Denkens hinterlassen; denn ein philosophischer Optimismus
, bei materialistischer Weltanschauung, deutet, wie
Schopenhauer sehr richtig erkannte, entschieden auf oberflächliche
Auffassung der menschlichen Triebe, wie dies
später noch näher auseinandergesetzt werden soll.

Noch bedeutsamer ist das Beispiel von Selbstwiderlegung
, welches ans derjenige Vertreter des Materialismus
bietet, der es speziell unternahm, den Werth des Lebens
ohne idealistischen Hintergrund darzuthun, später aber
offenbar einsah, dass die blosse Verneinung nicht ausreicht
und, falls man konsequent sein will, nothwendig zum Pessimismus
führt. Ich meine Eugen Dühring. In seinem „Werth
des Lebens" huldigt er nur den „drei Verneinungen";*) da er
aber seine Sache überhaupt mit grösserer Wärme und Tiefe
anfasst als Büchner u. Gen., so konnte er eben deshalb nicht
stehen bleiben, sondern trat mit seinem „Ersatz der Religion
durch Besseres" hervor. Da nun aber sein „Werth
des Lebens" von Vielen für sein Hauptwerk gehalten und
am Meisten gelesen wird, so muss hier zunächst gezeigt
werden, dass die darin niedergelegten Behauptungen pessimistischen
Folgerungen den Weg unfehlbar anbahnen,
obgleich er selbst den Pessimismus nicht genug schmähen
kann.

Der Unsterblichkeitsfrage gegenüber geht er in besagtem
Werke sogar weiter als die übrigen Materialisten und sucht
zu beweisen, dass das Leben nur dann einen wirklichen
Werth hat, wenn es von einem ganzen (ewigen) Tod abgelöst
wird. Zunächst sagt er: „Anstatt den Tod, als den
düstern, das Leben verdächtigenden Hintergrund unseres
Bewusstseins zu betrachten, sollte man in ihm lieber die
gewisse Versöhnung aller sonst nicht bezwingbaren Uebel
des individuellen Daseins verehren. Wo es keinen andern
Trost giebt, da ist der Gedanke der Vergänglichkeit alles
Empfindens und Fühlens die letzte Zuflucht" u. s. w.**)
Selbstverständlich ist im unverbesserlichen Elend ein absoluter
Tod einer zu demselben Elend verdammten Portdauer
vorzuziehen und selbstverständlich stehen die Logik und

*) Siebe namentlich das 2. und 6. Kapitel dieses Buches.
**) „Der Werth des Lebens", 5. Aufl., S. 288.


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