Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 488
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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488 Psychische Studien. XXX. Jahrg. 8. Heft. (August 1903.)

Verlustes? Es handelt sich hier offenbar um eine Verwechselung
ganz verschiedener Begriffe! Wie sich die
Flamme an einem dunklen Hintergrund am stärksten abhebt
, so wird natürlich auch der unmittelbare oder
momentane Genuss «nnes gewissen Gutes um so mehr
geschätzt, je grösser die Möglichkeit seines Nichtgewinnens
oder Nichtzustandekommens war. Je grösser z. B. die Gefahr
für einen Kaufmann war, seine befrachteten Schiffe
durch Stürme und andere Unfälle zu verlieren, desto grösser
ist seine Freude, wenn sie endlich wohlbehalten in den
Hafen einliefen. Folgt aber daraus etwa, dass 1) nur das
Verlierenkönnen die Höhe des Genusses bedingt, und dass
2) ein Geschäft seinen Gesammtwerth nur eben dank der
Möglichkeit oder der Gefahr seines Zugrundegehens empfängt
? Gerade umgekehrt! Erstens kann die Freude an
einem Gute sicherlich nicht allein durch ein vom Glück
begünstigtes Entschlüpfen aus Gefahren, sondern ganz unabhängig
davon, und zwar in einem höheren Grade, durch
die seinem Gewinn vorangegangene Arbeit,
Mühe und Strapazen des um dasselbe Ringenden angefacht
werden, auch wenn letzterenfalls keinerlei Risiko des
unwiederbringlichen Verlustes im Spiele war.*)

Ferner ist es ja klar, dass überhaupt der Gesammtwerth
eines Vorhabens, Unternehmens, einer Thätigkeit
u. s. w. durch die Möglichkeit eines totalen Zugrundegehens
nicnt gesteigert, sondern verringert wird, widrigenfalls doch
z. B. die Versicherungsprämien unter solchen Aussichten
nicht grösser, sondern kleiner gesetzt werden müssten. —

Wenn der Lebensgenuss erst durch die Differenz der
Voraussicht seines definitiven Endes Reiz und Kraft empfange
, wie wäre dann der freudige Lebensmuth zu erklären,
den wir an Thieren (Vögeln besonders) und kleinen Kindern
beobachten, die doch noch nichts vom Tode wissen? Dass
es keine grössere Differenz als die zwischen Sein und Wichtsein
gäbe, und daher die Idee des Seins nur durch die des

*) Gesetzt z. B., es werden zweien Unvermögenden zwei verschiedene
Wege zur Besserung ihrer Lebensverhältnisse in Aussicht gestellt; dem Einen
wird ein Gut an Geld oder Waaren geschenkt, jedoch mit der Anweisung,
dass er es nur nach Ablauf einer gewissen Zeit in Empfang nehmen kann,
im Laufe welcher dasselbe den verschiedensten Un- und Wechselfällen ausgesetzt
sein und dabei gar leicht ganz verloren gehen könne. Der Andere
weiss, dass er em eben so grosses Vermögen, ohne jegliches Risiko, aber
nach langen wissenschaftlichen Studien, Entbehrungen, Prüfungen aller
Art u. s. w. erjagen könne, und wählt muthig diesen Weg. Gesetzt nun,
Beide sind schliesslich glücklich im Besitz des Angestrebten, wird wohl da
die Freude des Genusses bei dem Zweiten die geringere sein? Eher umgekehrt
!


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