Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 489
(PDF, 181 MB)
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y. Seeland: Die Logik der materialistischen Lehre etc. 489

Nichtseins ihren wahren Ernst empfange, — ist grundfalsch.
Es giebt so manche Dinge, die ärger sind als der Tod,
sogar als der ewige. Unheilbare und qualvolle Krankheiten
, Sklaverei und fortgesetzte Misshandlung, unverbesserliche
Vergiftung der ganzen Existenz durch Bosheit, Verleumdung
, Gefangenschaft u. dergl. — dies sind Situationen,
die der Mensch bekanntlich sogar mit einem unwiderruflichen
Nichtsein zu vertauschen bereit ist; sagt doch auch
Dühring selbst an einem andern Orte, man müsse den Tod
„als Versöhnung aller sonst unbezwingbaren Uebel verehren
". Daraus folgt aber, dass, auch wenn es gar keinen
Tod gäbe, schon das Leiden einerseits und das Geniessen
andererseits eine Differenz, und zwar eine viel grössere abgäbe
. Dante'& Ausspruch:

„Nessun maggior dolore

Che ricordarsi del tempo felice

Nella mis^ria*

bleibt ewig wahr, und ebenso wahr ist, dass die Freude des
glücklichen Daseins niemals stärker empfunden wird, als
nach tiberstandenem Unglück.

Nun ist es zwar unter obwaltenden Naturverhältnissen
gut, dass es wenigstens einen Tod für solche
verzweifelte Lebenslagen giebt, wo keine andere Erlösung
in Aussicht ist, z. JB. bei schrecklichen Krankheiten, wo
weder die Natur noch die Kunst sich nur halbwegs helfen
können; daraus folgt jedoch durchaus nicht, dass man nicht
im guten Rechte wäre, einen besseren und gerechteren
Daseinstypus zu denken und anzustreben,
wo die Vernichtung nur eine zeitliche sein und darauf eine
neue und glücklichere Existenz folgen würde. Uebrigens
muss jetzt hinzugesetzt werden, dass Dühring selbst sich
später in seinem „Ersatz der Religion" in einem anderen
Sinne ausspricht und nicht den Tod, sondern ein elendes
Leben für den stärksten Gegensatz des Lebens hält, was
ein neuer Beleg für seinen Meinungswechsel ist.

Den Werth des Daseins nur innerhalb der Grenzen
jener Spanne Zeit zu suchen, die einer endgültigen Vernichtung
vorausgeht, heisst die menschliche Natur in unnatürlichster
Weise herabwürdigen. Denn das ganze Ansteigen
lebender Wesen vom Niederen zum Höheren geht
mit einem Wachsen von Voraussicht, von Streben nach
Zusammenhang und Beständigkeit einher* Je höher Ge-
dächtniss, Empfindung und Urtheil stehen, einen desto
grösseren Platz nimmt überhaupt der Gedanke an das
Kommende und zu Erwartende in den Gefühlen und Bestrebungen
der Gegenwart ein; und nun soll der vorge-

Paychische Studien. August 1903. 32


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