Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 495
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Wernekkes Die menschliche Persönlichkeit etc. 495

sondern als Wärme empfunden; die Wellen jenseits der
violetten Strahlen in ihrer chemischen Wirkung sind noch
geheimnissvoller* So mag sich auch unser psychisches
Spektrum nach zwei Seiten hin weiter erstrecken, als unsre
tägliche Erfahrung reicht. Und hat die moderne Physik
Mittel gefunden, das Sonnenspektrum weiter hinaus zu erforschen
, als es Newton bekannt war, so möge auch die
moderne Psychologie Mittel suchen, das Seeleuspektrum
weiter hinaus kennen zu lernen, als Plaio oder Kant es
kannten. So weit hat sie uns gebracht, dass wir von einer
Fluoreszenz jenseits des violetten Endes wissen; eine spätere
Zeit wird wohl auch die psychischen X-Strahlen entdecken
.

An der Hand des Verfassers verfolgen wir nun den
Gedankengang der einzelnen Kapitel. — Ehe von der E n t -
Wickelung der menschlichen Seele die Rede sein kann,
erscheint es geboten, deren wenigstens theilweise Zersetzung
(Disintegration, auch Disaggregation — deutsch
vielleicht Zerbröckelung, denn Spaltung wäre etwas anderes)
zu betrachten. Die völlige Zerrüttung, im Wahnsinn, bietet
kein unmittelbares Interesse. Aber auch ohne eigentlichen
Wahnsinn, ohne organische Gehirnkrankheit, können Störungen
der Persönlichkeit auftreten, welche sehr lehrreich
sind. Sie werden gewöhnlich als hysterische Erscheinungen
bezeichnet. Das Wesen der Hysterie liegt in der
mangelnden Stabilität der Schwelle des Bewusstseins und
der willkürlichen Bewegung, so dass viele Vorstellungen,
die uns vollbewusst sein sollten, zeitweilig hinabgesunken,
und viele Handlungen, die dem wachen Willen unterliegen
sollten, zeitweilig seiner Kontrolle entzogen sind. Zuweilen
können auch gewisse, sonst unter der Schwelle liegende
Fähigkeiten aufsteigen: so können in gewissen Punkten
Hysterie und Genialität einander ähnlich sehen. Im
Ganzen sind jedoch beide Zustände grundverschieden. Die
Genialität beruht auf einer Steigerimg des Bewusstseins-
spektrums, die Hysterie auf seiner Schwächung und Unterbrechung
durch Empfindungs- und Willenlosigkeit; Genialität
besteht im Empordringen sublim inaler, Hysterie im Untersinken
supraliminaler Fähigkeiten.

Im Anschluss hieran ist aufzusuchen (Kap. III), was
unter einem normalen Menschen zu verstehen ist. Bei
einer sich rasch abändernden Gattung, wie die Gattung
Homo es zweifellos ist, lässt sich das Wort normal am
besten auf diejenige Verknüpfung neuer und älterer Fähigkeiten
anwenden, die im gegenwärtigen Entwickelungsstadium
ohne gefährliche Instabilität besteht. Hält man die mensch-


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