Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 501
(PDF, 181 MB)
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Fiedler: Okkultismus mit oder ohne Spiritismus? 501

Ueber diese Folgen giebt aber nicht der Okkultismus
selbst, sondern der Spiritismus Aufschluss. Durch dessen
Mittheilungen erhalten wir die Kenntniss der Seelenzustände
nach den verschiedenen Lebenshandlungen.

Der Spiritismus lehrt, dass das Leben nicht zur selbstsüchtigen
Ausnützung irgend welcher Kräfte, sondern zur
Veredelung und höheren Ausbildung des Seelenwesens da
ist. Der krasseste Egoist kann bedeutend auf okkultem
Gebiet sein, ohne au eine Vergeltung oder Unsterblichkeit
zu glauben; erst der Spiritismus legt einigermaassen dem
Missbrauch Fesseln an. Dieses Beschränkungsmittel wird
aber gerade von kirchlicher Seite bekämpft. Selbst Stöcker
sagt in seinem bekannten Urtheil über den Fall Rothe, man
sollte dieses Gebiet nicht spiritistisch, sondern nur okkultistisch
nennen. Zweifellos hat er über die ganze Sache
selbst noch keine rechte, auf tieferem Studium und eigener
Erfahrung beruhende Kenntniss. —

Zu dem Gebiet, welches man gewaltsam unterdrückt,
gehört auch das Medienwesen. Ich will von vorn herein
vorausschicken, dass ich diesem in seiner heutigen Form
nicht sympathisch gegenüberstehe; denn zu dem Aufwand
von Zeit und Arbeit stehen die geringen Leistungen in gar
keinem Verhältniss. Aber trotzdem ist es für die Forschung
eine Notwendigkeit, und ich bin nicht so einseitig, diese
Seite derselben besonders zu bekämpfen. Aber gerade der
Punkt, der mir der werthvollste ist, wird von den Kirchenleuten
am meisten gehasst; es ist dies die Beziehung zu
dem religiösen Moment. Die Geistlichen erregen sich, weil
die Sitzungen meist mit Gebet und Gesang eröffnet werden,
weil fromme, moralische Reden erfolgen und die Leute
lieber in einen Trance-Abend, als in die Kirche gehen.
Statt davon zu lernen, wendet sich die Geistlichkeit meist
dem Gegentheil zu; sie schimpft, und giesst dadurch nur
Oel in's Feuer. „Treibt Okkultismus, aber lasst unsere
Kirchenarbeit in Ruhe," ruft sie und ihre Agenten uns zu.
Dem mu8S ich aber entgegnen: „Treibt nicht Okkultismus,
wenn eure Seele so erstarrt ist, dass ihr kein religiöses Gefühl
besitzt, lasst eure Hand davon, wenn ihr nicht stets
daran denkt, am Werke der Gottheit zu studiren, den
Willen Gottes zu erforschen, zum wahren Wohle der
Menschheit zu arbeiten."

Wer nicht fortwährend empfindet, dass er in ein
fremdes, anderen Wesen unterstelltes Gebiet mit deren vorläufiger
Erlaubniss eindringt, um eine der Menschheit zugelassene
Erweiterung ihrer Kenntnisse zu erlangen, der
bleibe ja in seinem Winkel sitzen ; es würde ihn sonst sicher-


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