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Kurze Notizen.
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Beziehungen zu krankhaften Störungen des Organismus,
besonders des Nervensystems. Man spricht deshalb —
nicht gerade sehr logisch — vielfach von „nervösentf Träumen.
Bekannt ist, dass speziell neurastheniseh veranlagte, nervenschwache
Personen viel von Träumen geplagt werden, und
bezeichnend, dass der Inhalt der Traumbilder überwiegend
schreckhafter, peinigender Natur ist. Die Hauptrollen
spielen darin Schlangen und andere Ungethüme, wilde
Thiere, Mörder u. s. w., und begreiflicherweise ist dabei
die träumende Person selbst stets der unterliegende Theil,
der sich von feindlichen Mächten, von Menschen und Thieren
bedroht und gemisshandelt sieht Dabei besteht ein beängstigendes
Alpdrücken, und die Kranken erwachen
ruckartig. Häufig bezieht sich der Traum gerade auf den
Körpertheil, an dem der Kranke auch im wachen Zustande
leidet. Auch hysterische Frauen zeigen — wie Dr. Birnbaum
unter Berufung auf den römischen Forscher Sante de Saudis
hervorhebt — ein besonders lebhaftes Traumleben; dabei
fällt es den Frauen überaus schwer, die Träume von der
Wirklichkeit zu trennen. Am nächsten Tage schon wissen
sie oftmals nicht, ob das Erlebniss sich im Traum oder im
Wachzustand abgespielt bat. Je schwerer die hysterische
Erkrankung auftritt, desto tiefer ist gewöhnlich auch der
Schlaf, desto lebhafter auch der Traum, in welchem Mäuse,
Ratten, Katzen, Frösche und ähnliche Thiere eine Rolle
spielen. Das Erwachen erfolgt gewöhnlich ganz jäh und
die Patientin schreckt plötzlich empor. Sante de Sanctis
unterscheidet Kontrastträume, deren Inhalt dem Gedankengange
des wachen Zustandes gerade entgegengesetzt
ist, und stereotype Träume, welche sich in mehreren
aufeinander folgenden Nächten gleichmässig wiederholen
und gewöhnlich den geistigen Zustand nachhaltig beeinflussen
. Dass aufregende Traumbilder überhaupt auf eine
Krankheit verschlimmernd wirken, wird kaum verwunderlich
erscheinen. Bei den Hysterischen bleibt dadurch das Nervensystem
oft Tag und Nacht in dauernder Erregung; Träume
können — so meint Sante de Sanctis — geradezu den Ausbruch
einer Geistesstörung veranlassen. Bei Kindern findet
man nach sehr lebhaften Träumen bisweilen einen Zustand,
der diese Annahme als glaubwürdig erscheinen lässt.
(Berl. Lok.-Anz.)
t) Haben Thiere Träume? Jeder Hundebesitzer
weiss, dass schlafende Hunde nicht selten Bewegungen
machen, auch wohl Laute von sich geben, die man nicht
anders deuten kann, als dass sie, wie die Menschen, ebenfalls
Träume haben. Unter den Naturforschern besteht
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