Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 531
(PDF, 181 MB)
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Solling: Zur Geschichte des Professorenthunis.

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Helsingfors (dem ich angehörte) sich bei seinem Vorschlagsrecht
einzig und allein von der politischen Gesinnung
der Bewerber bestimmen lasse, antwortete er mir:
„Ach, es ist auch bei uns lauter Cliquenwirtschaft!" Dass
hervorragende und verdiente Gelehrte oft genug vergeblich
nach einer Professur getrachtet haben, dafür Hessen sich
viele Beispiele anführen. Ich begnüge mich mit der Erwähnung
der charakteristischen Thatsachen, dass ein Kant
erst im Alter von 46 Jahren Professor wurde und dass ein
Dühring es gar nicht dazu gebracht hat.

Während ich dieses schreibe, werde ich mit einem
merkwürdigen Beispiel von „gründlicher Gelehrsamkeit'1 bekannt
, das ich dem Leser um so weniger vorenthalten
möchte, als es zugleich ein guter Beitrag zum Kapitel von
den logischen Bocksprüngen ist, die von Professoren und
Doktoren immer wieder gemacht werden *) Dr. W. Bormann
theilt uns in der „Uebersinnlichen Welt" 1903, S. 163, den
folgenden Ausspruch des Historikers Weizsäcker mit: „Für
den Historiker ist das Voraussehen von Ereignissen mit
Jahreszahlen etwas sehr Störendes. Er kann sie als solche
Voraussagungen nicht gelten lassen oder er muss sich er-
schiessen —Dieser Geschichtsprofessor war also philosophisch
so ungebildet, dass er von der Nothwendigkeit
alles Geschehens, auf welcher eben die längst erwiesene
Möglichkeit des Vorausschauens beruht, keine Ahnung hatte.
Wie sonderbar aber, dass er sich hätte erschiessen müssen,
wenn er zur Einsicht in die Nothwendigkeit des Geschehens
gekommen wäre! Denn nur diese konnte ihm das Unannehmbare
sein, nicht das Vorausschauen an sich. Hier scheinen
wir es offenbar mit der von Zöllner behaupteten, „bis zur
pathologischen Erregung gesteigerten Furcht vor Anerkennung
neuer Thatsachen4 , bezw. Wahrheiten zu thun zu
haben.**)

*) Eine ganze Sammlung solcher Bocksprünge habe ich in
Nr. 212 der „Kritik" unter dem Titel „Professorenlogik" besprochen.
Nachträglich wurde ich u. a. noch mit folgendem köstlichen Fall
bekannt. Ein Dr. med. Wilhelm glaubt den Vegetarismus dadurch
widerlegen zu können, dass er (im „Naturarzt", Febr 1901) schreibt:
„Die Vegetarier behaupten, dass der Mensch von Hause aus ein
Pflanzenesser sei. Das ist entschieden falsch. Denn so bald der
Mensch geboren ist, ist er von der Natur auf ein thierisches Nahrungsmittel
angewiesen, auf die Milch. Und dass diese Ernährung
nic*ht naturgemäss sei , das wird wohl niemand behaupten wollen."
Darnach müsste es nicht nur zweibeinige, sondern auch vierbeinige
Esel geben, die Kamivoren sind.

**) Einen ähnlichen „misoneistischen* Ausspruch wie Julius Weizsäcker
(geb. 1828, gest. 1889, Bruder des berühmten Theologen und
späteren Kanzlers Karl W.} des letzten Vertreters der Tubinger „his-


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