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Zfppra: Vorausgesagte Ereignisse etc.
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als Märtyrer enden werde; weiter prophezeite er, nach
seinem Tode werde ein junger Bursche den Thron besteigen
, anstatt seiner aber anfangs eine „Kommission von
drei Mitgliedern" die Regierung führen. Es werde im Lande
für lange Zeiten Unzufriedenheit und Gäbrung geben, der
junge Fürst werde heirathen, in der Ehe aber nicht glücklich
sein; er werde sich nur eines Sohnes erfreuen, zwei
oder drei Kriege führen, sein Reich erweitern und sich die
Krone aufs Haupt setzen, aber noch jung den Thron verlassen
, in der Fremde in grossem Kummer und Schmerz
sterben und dort begraben werden. Er fügte noch einige
charakteristische Züge des jetzigen Standes der Dinge hinzu
, wie auch Prophezeiungen von Dingen, deren Eintreffen
vorläufig noch abzuwarten ist. Auch von diesen erzählte
ich meinen Freunden, jedoch ist es mir unmöglich, sie der
Oeffentlichkeit zu übergeben. Soviel kann ich vorläufig
sagen, dass nach den Prophezeiungen des „Sehers aus
Kremna" über Serbien noch so schwere und böse Zeiten
kommen sollen, dass die bei einem Friedhofe Vorbeigehenden
sagen werden: „Wohl Euch, ihr Todten, dass ihr nicht
mehr lebt!" Nach vieler Noth und Trübsal soll dann aber
wieder eine Zeit kommen, wo die Lebenden an den Gräbern
ihrer Lieben ausrufen werden: „O, wäret ihr doch noch am
Leben, um unser Glück sehen zu können!" —
Das war im Frühling des Jahres 1875. Alles, was sich
von da an bis zum Jahr 1888 ereignete, bewies, dass der „Seher
aus Kremna" richtig prophezeite. Als ich im Herbst 1888
sieben oder acht Tage neben König Milan in Gleichenberg
zubrachte und ihm auf Rath des Herrn Hristic auch nur
von dem Gedanken an Abdankung abredete, erinnerte mich
der König eines Tages an die Kremnaer Prophezeiung:
„Vieles von dem, was wir im Jahre 1875 hörten, traf bisher
ein; zweifellos wird es so auch mit meiner Abdikation
sein. Was kann man machen; es steht für mich so „im
Buche geschrieben". Auch eine Hellseherin in Paris hat
mir vor mehreren Jahren genau dasselbe gesagt. Sie fügte
noch hinzu, mein Geschick wäre ein recht tragisches, denn
am meisten werde ich von meinen Freunden zu erdulden
habenvund von denen, die mir am liebsten sind! — Sehen
Sie, Julia,"-Nikola und Ihr alle in seinem Kabinet seid meine
treuen und ergebenen Freunde, aber gerade Eure Stellung
zur Frage meiner Ehescheidung treibt mich mit Gewalt zur
Abdikation. Ist das nicht ein deutlicher Fingerzeig des
Schicksals?!" — —
Als ich alles dies meinen Kollegen erzählte, um ihnen
damit zu erklären, was jene Worte des Königs bedeuteten,
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