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Maier: Dr. A. Moll über das Medium Eusapia Palladino. 549
Dr. A. Moll über das Medium Eusapia Palladino.
Berichtet vom Red. Dr. F. Maier.
In der letzten Nummer der „Deutschen Medicinischen
Wochenschrift" schreibt Dr. Albert Moll, der bekannte Berliner
Hypnologe: „Seit ungefähr elf Jahren erscheinen in
den Zeitungen gelegentlich Berichte über ein italienisches
spiritistisches Medium, Frau Eusapia Palladino, die das Non
plus ultra aller Medien darstelle. Ihren Ruhm verdankt
sie besonders Lombroso, der sich zu der Meinung bekannte,
dass Frau Palladino ohne mechanische Hilfe allerlei Gegenstände
bewegen, ja Tische und Stühle heben könne. Ich
trat damals in einem Aufsatz Lombroso entgegen. Ich bekämpfte
ihn, aber nicht, weil es unsinnig schien, der Palladino
solche Kraft zuzutrauen, sondern weil sich in seinem
Artikel eine rührende Kritiklosigkeit zeigte. Da aber
Lombroso Schule gemacht hat und einige bekannte italienische
Gelehrte der Palladino solche Kraft zuschreiben, war
es ein dankbares Unternehmen, dass Herr Professor Max
Dessoir am 11. Juni in der „Psychologischen Gesellschaft"
zu Berlin einen Vortrag über die Palladino hielt, nachdem
er einigen Sitzungen mit ihr in München beigewohnt hatte.
Dessoir's Vortrag gab auch mir Gelegenheit, auf die
Denkfehler der Spiritisten und auf eine Sitzung einzugehen,
die ich selbst mit der Palladino vor einigen Wochen in
Rom hatte, lieber die Sitzungen ist nach ßessoir's und
meiner Erfahrung etwa Folgendes zu sagen: Das Programm
dieser Frau ist sehr eintönig. Die Theilnehmer
sitzen um einen Tisch herum, die Palladino unmittelbar vor
einer Portiöre, die ihr vielfach als Deckung dient. Jede
Sitzung zerfällt in zwei Theile. Der erste findet bei hellem
Licht statt; es erfolgen nur allerlei Bewegungen des Tisches,
anscheinend ohne Zuthun der Frau Palladino und der anderen
Theilnehmer. Dann beginnt der zweite Theil; er findet
bei ganz schwacher Beleuchtung statt. Dabei wird je eine
Hand der Eusapia von der entsprechenden Hand des Nachbars
berührt; desgleichen der linke Fuss der Eusapia von
dem rechten Fuss des linken Nachbars und der rechte
Fuss der Eusapia von dem linken Fuss des rechten Nach-
Prophetie befasst, veranlasst, die jetzige Adresse des früheren serbischen
Gesandten auf Grund der obigen Angaben zu erkunden
und ihn im Namen der Münchener „Ges. 1 wiss Psych.4, speziell
auch über die in unserer Fus^note auf 8, 444 angedeutete Frage
zu interpellieren, deren präzise Beantwortung von grösstem Wert
für die okkultistische Forschung wäre. — Eed.
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