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550 Psychische Studien. XXX. Jahrg. 9. Heft. (September 1903.)
bars. Entweder setzt der Nachbar den entsprechenden
Fuss auf den der Palladino, oder diese setzt ihren entsprechenden
Fuss auf den des Nachbars, oder es findet
auch ein Aneinanderstellen statt. Gleichzeitig werden gelegentlich
die Hände der Nachbarn auf das entsprechende
Knie der Palladino gelegt. Durch solche Massregeln soll
festgestellt werden, dass die Hände und Beine der Palladino
die D nge, die sich nachher im Dunklen begeben, nicht
künstlich machen können. Was sich nun begiebt, ist im
Wesentlichen Folgendes: Die Portiere, die sich hinter der
Eusapia befindet, bewegt sich nach vorn und bauscht sich
anscheinend nach vorn auf. Ein Saiteninstrument, z. ß.
eine Guitarre, die hinter ihr liegt, giebt allerlei Töne, auch
ganze Akkorde an, sie wird nach vorn gehoben und geworfen
. Ein kleiner Tisch, der links von ihr steht, wird
gehoben und geht nach vorn \ eine auf ihm stehende Flasche
mit Wasser geht in die Höhe, und in ein daneben stehendes
Glas wird Wasser aus der Flasche gegossen. Die Anwesenden
werden bald hier, bald dort berührt, gezwickt, au
den Haaren gezogen, gekitzelt u. s. w.
Die „Gläubigen" behaupten, dass diese Erscheinungen
unmöglich mechanisch von der Palladino hervorgerufen
werden könnten, die Hände und Füsse würden ja kon-
trollirt. Während nun die Spiritisten im engeren Sinne
meinen, dass dieser Hexensabbath von den „Geistern,,
der Verstorbenen herbeigeführt werde, nehmen Andere, die
man bald zu den Spiritisten im weiteren Sinne rechnet,
bald als „Psychisten" bezeichnet, an, dass dem Medium
eine besondere, bisher unbekannte Kraft innewohne, ohne
mechanische Hilfsmittel Gegenstände zu bewegen.
Nun einige Worte über die Art, wie die Eusapia „arbeitet
". Ihr Hauptkniff ist folgender: Wir sahen, dass
ihre Hände und Füsse angeblich von den Nachbarn kon-
trollirt wurden. In Wirklichkeit geschieht dies aber nur
am Anfang. Sie benutzt den Kunstgriff, dessen Anwendung
ich im Jahre 1892 in meiner Erwiderung gegen Lombroso
als wahrscheinlich annahm, heute aber als gewiss hinstelle.
Das anscheinende Festhalten der Hände der Eusapia durch
die beiden Nachbarn wird nämlich sehr bald illusorisch
gemacht. Nachdem sie die rechte Hand des linken Nachbars
der linken Hand des rechten Nachbars, unter geschickter
Ablenkung der Aufmerksamkeit, genähert, berührt
sie mit ihrer linken Hand theilweise die rechte Hand des
linken Nachbars, theilweise die linke Hand des rechten
Nachbars, während sie gleichzeitig möglichst schnell ihre
rechte Hand von der linken Hand des rechten Nachbars
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