Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 552
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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552 Psyohisohe Studien. XXX. Jahrg. 9. Heft. (September 1903.

dem linken Fuss und der linken Hand schiebt sie die Portiere
nach vorn, bewegt den linksstehenden Tisch, bringt
die links seitlich hinter ihr liegende Guitarre zum Erklingen
, indem sie mit dem Fuss über die Saiten streicht.
Sie hebt mit der linken Hand die Wasserflasche, giesst das
Wasser ein u. s. w. Sie berührt ferner mit dem linken
Fuss den linken Nachbar. Man kann bei genauem Zusehen
auch deutlich erkennen, wie sie die entsprechenden Mitbewegungen
macht, zum Beispiel mit dem Körper sich
nach rechts biegt, wenn sie zu irgend einer Bewegung das
linke Bein in der Hüfte heben muss.

Nachdem sie die rechte Hand freigemacht, bewirkt sie
auch das Erscheinen der ^Geisterhand", die der Botaniker
Professor Penzig in Genua erblickt hat und die auch in
meiner Sitzung über dem Kopf der Palladino zu sehen
war. Sie hebt einfach ihre rechte Hand ganz frech über
ihrem Kopf in die Höhe und dies wird als Geisterhand angesehen
. Ich habe trotz des Neunzehntel Dunkels deutlich
die Bewegung gesehen, als sie den rechten Arm
hochhob. —

Man wird nun fragen, wie kommt es, dass grosse Gelehrte
diese einfachen, durchsichtigen Tricks nicht durchschauen
und an eine besondere „psychische Kraft" oder
gar an „Geister" glauben? Es beruht dies auf dem
Mangel an Selbsterkenntniss, der diesen Herren mitunter
anhaftet. Weil sie sich als gute Naturforscher erwiesen
haben, halten sie sich plötzlich für fähig, Phänomene
zu beurtheilen, zu deren Beurtheilung eine ganz andere
Schulung gehört, als sie sie besitzen. Wie diese Gelehrten
den Schwerpunkt der ganzen Frage verkennen, dafür möge
folgendes Wort Lombrosoh dienen. In seiner Erwiderung
gegen mich sagte Lombroso vor elf Jahren, dass er als alter
Irren- und Gerichtsarzt im Stande sei, die Simulation zu
erkennen, das ABC der gerichtlichen Psychiatrie. Der
Gerichts- und Irrenarzt mag Autorität dafür sein, ob ein
Angeklagter die Paranoia simulirt oder nicht simulirt; er
mag auch dafür der Fachmann sein, ob ein Trance vorliegt
oder nicht, er ist aber nicht Autorität dafür, ob die Palladino
unter geschickter Ablenkung der Aufmerksamkeit ihren
Fuss wegzuschieben und ihre Hand zu befreien verstand.
Dafür ist die Autorität in ganz anderen Kreisen zu suchen,
als in denen der Psychiater. Die praktische Verwerthung
der Ablenkung der Aufmerksamkeit ist das ureigenste Gebiet
des Taschenspielers, für den sie sogar wichtiger
ist, als Fingerfertigkeit. (Ganz einverstanden! — Red.)


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