Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 650
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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s

650 Psyohische Studien. XXX. Jahrg. 11. Hett. (November 1908.)

die jeweiligen Organismen vernichtet hätten, worauf dann
jedesmal eine Neuschaffung gefolgt wäre (Katastrophentheorie
). Erst nach der Sintfluth wäre der Mensch „geschaffen
" worden, und Cuvier's berüchtigtes „L'homme fossile
n'existe pastt, lieferte alle bis dahin gewonnenen fossilen
Knochenfunde der Nichtbeachtung aus. Bemerkenswerth
ist auch, dass Cuvier das Gesetz der Korrelation gefunden
hat, wonach die plastischen Eigentümlichkeiten
eines Organismus sich gegenseitig bedingen, also von einer
auf die anderen Schlüsse gezogen werden können. (Ist
z. B. der Darm für Fleisehnahrung eingerichtet, so müssen
dem die Fresswerkzeuge entsprechen.) Jedes organische
Wesen ist also ein einheitliches Ganzes, dessen Theile
mit innerer Nothwendigkeit wechselseitig verbunden sind,
(Dieses Gesetz ist in der Paläontologie bei der Rekonstruktion
der Thiere aus theilweise oft fehlenden Knochen-
bestandtheilen sehr wichtig.) — Bekannt ist der Streit
Cuvier's — an dem auch Goethe lebhaft Antheil nahm
— mit dem Botaniker und Naturforscher Geoffroy Saint-
Hilaire, welcher als Wissenschafter an Napoleon'% Expedition
nach Aegypten theilgenommen hatte und an der typischen
Einheit in der Organisation und Entstehung der Gattung
durch Transformismus festhielt.

1809 war es, da erschien ein hochwichtiges Werk, die
„Philosophie zoologique", deren Verfasser Jean Baptiste
Lamarck (1744—1829) war, ein Mann, dessen Verdienste
heute gerade mehr als jemals im hellsten Lichte strahlen,
so sehr sie seiner Zeit auch verkannt und von einem Cuvier
sogar bekämpft worden waren. Lamarck ist der eigentliche
philosophische Begründer der Descendenztheorie oder
Abstammungslehre, wonach die jüngeren Arten durch Umbildung
aus den älteren entstehen und zwar durch Anpassung
an die jeweiligen äusseren Verhältnisse: aus den
einfachen Stammformen haben sich die vielgestaltigen
Formen des Thier- und Pflanzenreiches dadurch entwickelt
, dass sie in bestimmte andere Daseinsbedingungen
gebracht, sich denselben, dem natürlichen Instinkte folgend,
allmählich angepasst, sich durch Gebrauch oder Nichtgebrauch
ihrer Organe verändert und diese Veränderung
vererbt haben. Lamarck hat also genau 50 Jahre vor
Darwin den Grundgedanken der Descendenzlehre, dass die
Arten veränderlich seien, dass eine Art sich aus der anderen
entwickle, unumwunden ausgesprochen. Klar und deutlich
hat er es ausgesprochen, und doch ungehört verhallten
unter seinen Zeitgenossen seine Worte. Die Zeit war nicht
reif dazu. Dass die Abstammungslehre richtig sei, hat


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