http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1903/0546
666 Psychische Studien. XXX. Jahrg. 11. fleft. (November 1903.)
Paranukleln und Nuklein analog erklärt. In diesem Protoplasma
entwickeln sich nun freie und kernartige Gebilde
(Petroblasten) und kernhaltige Zellen (Petrocelulloe), welche
die grösste Aehnlichkeit mit Okteo- und Deutoblasten und
mit Ganglienzellen haben. Es treten aus den Zellen Keime
aus, welche zur Neubildung von Zellen führen können.
Die Zellen wachsen durch Aufnahme von Nahrungsstoffen
aus dem Petroplasma. Die Steinzellen vermehren
sich durch Sprossung und Theilung und erzeugen Petroblasten
, die sich abstossen. Jedoch entstehen diese freien
Kerne unzweifelhaft auch frei im Petroplasma. Diese Vorgänge
gehören dem vorkrystallinischen Stadium an, und
nun tritt in diesem Territoiium die Krystallisation auf.
Der Uebergang aus dem prokrystallischen Stadium
findet statt: a) Indem aus dem Fadennetz des Protolitho-
plasmas direkt die zukünftigen Krystallterritorien herauswachsen
, wie dies zum Beispiel beim Alaun sichtbar ist.
Diese Territorien, in deren Grenzen sich die Krystalle entwickeln
, können anfangs sehr verschiedene Form haben,
wie z. B. Schlingen, einfache Papillen. In diesen anfangs
mathematisch indeterminirten, ja sogar formlosen Grenzen
tritt dann der erste Krystallwinkel auf, welchem die anderen
Winkel, Seiten, Ecken etc. folgen. So wird aus einer einfachen
Schlinge ein Harnsäure-Rhombus, aus einer Papille
nach und nach ein Oktoeder des Alauns, b) Durch Expansion
von Petroblasten entstehen kleine Rhomben, die
dann durch Intussuszeption weiterwachsen, also durch
successive Expansion. Ebenso entstehen durch Expansion
von Petroblasten Nadeln, welche später zu oblongen Rhomben,
zu langgestreckten Prismen, zu Pyramiden werden können.
Die Meinung, dass ein Krystall in einem Moment wie auf
einen Schlag und von Anfang an unter dem Auftreten
seiner charakteristischen mathematischen (stereometrischen)
Figur entsteht, ist ein Vorurtheil. Dasselbe bildet sich
nach und nach, indem es eine Reihe struktueller Phasen
durchläuft, c) Indem der Kern der Steiuzelle zu Krystall
wird. Sehr interessant sind in dieser Beziehung die rückbleibenden
, heterologen Kernprodukte, wie z. B. Augit,
Magnesit im Kern der Feldspathzelle. — Ganz besonders
sind die heterologen Kernprodukte der Quarzzelle, welche
als Einschlüsse im Quarzkrystall gefunden werden, ohne
dass die heutige Mineralogie eine Ahnung von ihrer Entstehung
hat. d) Indem eine Reihe von Zellterritorien
durch Fusion und Hyalinisation zum Krystall wird. Besonders
deutlich ist dies beim Apatit, Plagioklus, Quarz,
Leucit.
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1903/0546