Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 678
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1903/0558
678 Psyohische Studien. XXX. Jahrg. 11. Heft. (November 190B.)

haupt geht in beiden Eichtungen vor sich, auf der Empfänglichkeit
für allgemein Menschliches wächst zugleich
die Zartheit, die Kraft und Nachhaltigkeit der persönlichen
Liebe, da ja das Ganze und das Individuelle im Grunde
nur verschiedene Seiten desselben Dinges sind. Thatsäch-
lich sehen wir denn auch, dass die grössten Menschenfreunde
zugleich der tiefsten Familien- oder Freundesliebe
fähig waren. —

Es heisst, man solle sich vor dem „ehernen Naturgesetz
" beugen, sich die Wunden, welche schwere individuelle
Verluste schlagen, mit Hilfe der oben erwähnten
Mittel ausbeizen lernen. Aber, abgesehen davon, dass diese
Operation, wie wir sahen, in den meisten Fällen gar nicht
gelingt, lässt man dabei unbeachtet, dass die Befolgung
dieser sogen. Naturnotwendigkeit selber, von Seiten hochentwickelter
Wesen, als ihrer Natur zuwider und daher
schliesslich als ein ihre natürliche Wirksamkeit Lähmendes
empfunden werden muss. Was in anderen Gebieten als
erlaubt und naturgemäss gilt, das soll nur in diesem für
ungerechtfertigt gelten. Denn in der That begegnen wir
in der Menschengeschichte und überhaupt im Weltprozess
einem nicht zu verkennenden Zuge: Beides zielt auf eine
Einigung des Vereinzelten und auf eine Perpetuirung des
Vergänglichen, kurz auf einen Steg über Raum und Zeit
hin. Die Kultur des Menseben geht mit einem immer zunehmenden
Zustandekommen von Gemeinschaften und Genossenschaften
einher. In seinem Geiste tritt allmählich
dasjenige zusammen, was früher durch Raum und Zeit ge-
schieden war, und dieser Vorgang wird hauptsächlich durch
eine gleichzeitige Erstarkung der Gedächtnisskraft für Vorstellungen
und Gefühle gefördert.

Die Evolution der Organismen zeigt uns, dass die
höher organisirten Wesen bei aller ihrer ünähnlichkeit mit
ienen niederen, aus denen sie entsprangen, trotzdem die
Spuren früherer überlebter Stadien in sich bergen, wie dies
z. B. durch embryologische Untersuchungen festgestellt ist.
Der Drang des vorgeschrittenen Menschen, sein und seiner
Zeitgenossen Leben in Schrift, Bild, Institutionen u. dergl.
zu befestigen, liefert wiederum ein Beispiel von Perpetuirung;
denn es handelt sich hier um ein halbinstinktives Ankämpfen
gegen die Vergänglichkeit. Der vorgeschrittene Mensch
lässt sich auch seine Liebe zum Vaterlande nicht mehr aus-
reissen, d. h. er stemmt sich aus allen Kräften gegen Assimilationsversuche
seitens anderer Völker; diese Zähigkeit
im einst Erworbenen steht jedoch keineswegs im Gegensatz
zu voller Anerkennung und Liebgewinnung anderer Volks-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1903/0558