Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 689
(PDF, 181 MB)
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Denis: Die Geineinschaft der Lebenden mit den Todten. 689

In den Steinkreisen Galliens, unter dem düsteren
Baumdach der Eichen oder auf den geheiligten Inseln, um
welche der Ozean dumpf braust und schäumt, bis zu den
Tempeln von Central-Amerika wird der Seelenverkehr praktisch
geübt. Ueberall befragt das Leben den Tod und der
Tod giebt Antwort. —

Zweifelsohne mischen sich Missbräuche, kindischer
Aberglauben, überflüssige Opfer in diesen Kultus der Unsichtbaren
; aber aus diesem intimen Verkehr schöpfen die
Menschen neue Kräfte. Sie wissen, dass sie rechnen
können auf die Gegenwart und die Unterstützung Derjenigen
, die sie liebten. Diese - Gewissheit macht sie
stärker in der Stunde der Prüfung; sie lernen den Tod
nicht mehr fürchten.

Die Familienbande werden um so enger und fester geknüpft
. In China, in Indien, in den keltischen Landen
\ereinigt man sich an einem bestimmten Tag im „Gemach
der Vorfahren". Die Mittelspersonen (Medien) sind zahl-
leich, ihr Glaube ist lebendig, ihre Fähigkeiten sind verschieden
und mächtig, und die erzielten Phänomene überschreiten
(nach den Berichten) Alles, was wir in unseren
Tagen von solchen sehen. — In Rom waren öffentliche
Ceremonien zu Ehren der Todten eingerichtet. Man begab
sich in Masse an den Eingang irgend einer Grotte.
Die Sibyllen befassten sich mit den Zauberformeln der
Beschwörungen und aus den dunkeln Höhlen — so erzählen
die zeitgenössischen Schriftsteller*) — sah man,
wie heutzutage aus den Materialisationskabineten, schattenhafte
Phantome sich erheben und im Licht vorüberschweben
. Bisweilen nahmen die Gefährten, die Freunde
von ehedem sogar für einen Augenblick ihren Platz am
Familientisch und am gemeinschaftlichen Herd ein.

In den orphischen Mysterien — so berichten Porphyrius
und Proklus**) — erscheinen die Geister der Verstorbenen
in menschlicher Gestalt und unterhalten sich mit den Theil-
nehmern. Sie lehren sie die Aufeinanderfolge der Existenzen
und das schliessliche Aufsteigen des Geistes in das göttliche
Licht, nachdem er durch eine Reihe reiner und
arbeitreicher Leben geläutert ist. Diese Unterhaltungen
fiössten den Eingeweihten einen tiefen Glauben an eine

*) Tacitus, Snetonms (in seinem Jugustus), der jüngere Phuins
\in seinen Briefen B. 8), Cicero (De universo, 2 lMaury, 87j), Apnlents
(De genio Socratis), Ammianus MarceUitms ^Hist. I, 20 c. 6).

**) S. die Kommentare zu Pfa1of$ Republik. Die näheren
Nachweise findet man in Fülle bei rVesme, Geschichte des Spiritismus
/ Bd. 1, 5. — Red ,


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