Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 690
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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690 Psychische Studien. XXX. Jahrg. 11. Heft. (November 1903.)

bessere Zukunft ein; sie verschafften ihnen eine unvergleichliche
sittliche Kraft und Heiterkeit; sie erhoben ihr
Denken zu den erhabenen Kegionen, in welchen der
griechische Geist sein höchstes Selbstgefallen fand.

Nun kommt aber die Epoche des Verfalls, das Niederliegen
des wissenschaftlichen Studiums, die Ränke der
Priester, die Rivalitäten der Machthaber und schliesslich
die grossen Invasionen fremder Völker, der politische
Untergang und der Tod der Götter. Ein Wind der Barbarei
weht über die heiligen Mysterien. Die Geister, die
schützenden Genien, sind geflohen. Die von ihren Altären
verbannte Psyche ist wieder hinaufgestiegen in die Himmelsräume
. Eins um's andere erlöschen die Lichter der in
Schönheit strahlenden Tempel. Die grosse Nacht, eine
Nacht von zehn Jahrhunderten, breitet sich über das
menschliche Denken aus.

Und doch, das Christenthum ist gekommen. Auch
dieses stützt sich auf Offenbarungen von jenseits des
Grabes. Christus tritt in's Leben, umgeben von einer unsichtbaren
Menge, deren Gegenwart in allen seinen Handlungen
hervortritt. Er selbst wird nach seinem Tod seinen
Schülern erscheinen und seine Gegenwart wird ihren Muth
neu beleben. Während zwei Jahrhunderten werden die
ersten Christen offen mit den Geistern der Verstorbenen
verkehren und von ihnen Anweisungen erhalten. Aber
bald wird die vom Staat beschützte Kirche, beunruhigt
über die okkulten Einmischungen, die mit ihren eigenen
Zielen vielfach im Widerspruch stehen, sie zu verhindern
suchen. Sie wird ihren Getreuen jeden Verkehr mit den
Geistern untersagen, indem sie sich selbst das ausschliessliche
Recht vorbehält, die betreffenden Phänomene hervorzurufen
und zu deuten.

Allein die Religion Christi hat einen neuen Begriff
mit sich gebracht: die Nützlichkeit des Schmerzes, jener
wohlthätigen und reinigenden Gottesgabe, deren bedeutsame
Rolle im geistigen Entwickelungsprozess die heidnische
Welt nicht begriffen hat. Von jetzt ab wird die
Seele mit mehr Erfolg gegen die Materie kämpfen und die
Empfindlichkeit besiegen. Dieser Kampf gehört noth-
wendig zum ganzen Leben und der Zweck ist der Triumph
des Geistes über den Körper; es ist die Eroberung der
Tugend. Einige, Kleriker oder Laien, werden die Macht
des Glaubens erwerben, der die Sinne beherrscht und
die Seele über die irdischen Regionen zu jenen Sphären
trägt, wo der reine Gedanke sich ausdehnt und in Verzückung
geräth.


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