Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 693
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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Kniepf: Astrometeorologie in mythologischem Gewände. 69H

meinsam seien: 1. Die Vorstellung eines jenseits des Firmaments
sich befindenden Himmelsozeans; 2. die Vorstellung,
dass der Mond als goldener Kahn auf diesem Himmelsozean
dahinfahre und 3. dass dem Mond befruchtende Kraft innewohne
und er den Samen alles Lebendigen in sich berge.
Weiter erblickt Dr. Böhlen in Noah einen Mondheros, der
mit anderen Mondheroen das gemeinsam hat, dass er sich
als geschickter Baumeister erweist. Ebenso sind aus den
Vorschriften über die Eintheilung und die Maasse der Arche
religionsgeschichtlich allerhand Anspielungen auf den Mond
zu entnehmen. Auch der Zug der Sage, der uns Noah als
Winzer und Zecher vorführt und der in der Kunst tausendfach
aufgegriffen wurde, wird durch die Auffassung Noah's
als Mondheros verständlich, da erstens der Weinstock häufig
in Zusammenhang mit Mondgottheiten gebracht wird und
zweitens der Vollmond auch als Becher angeschaut wird,
z. B. als „Becher JehovaV, Besonders verdienstlich ist es,
dass Dr. Böhlen die in dieser Sage verborgenen Reste einer
uralten, wohl der ältesten Kosmogonie aufdeckt. Denn eine
der schwächsten Seiten der biblischen Auffassung der Sint-
fluth ist wohl die, dass dieselbe als Strafgericht gilt; ein
solches hätte aber nach 1. Moses 9 und 11 lediglich keinen
Zweck gehabt. Als Kosmogonie aufgefasst aber ist diese
Sage ein Denkmal uralter Naturphilosophie in mvthologischem
Gewände.*) — Diese Auffassung hat viel für sich, wenn sie
auch doch wohl nicht ganz richtig ist, insofern als sich in
der Sintfluth der Sagen alter Völker — auch in Amerika
war sie ehedem bekannt — die Erinnerung an die Fluth des
Diluviums, an die Fluth nach der letzten Eiszeit wiederspiegeln
dürfte. Auch Aristoteles schrieb, die deukalionische
Fluth rühre von einem in langen Perioden wiederkehlenden
Weltwinter her; er kannte also schon die Eiszeiten, die wir
heute wieder mit vieler Mühe entdeckten.**) Im Uebrigen
kann man der obigen Deutung des Noahmythus beipflichten;
er ist Mond- und Weingott, insofern er über die Früchte
regiert und das Himmelswasser in Wein verwandele worin
er dem griechischen Bacchos oder Dionysos, dem Gott vom
Berge Nysa oder von der Nachtseite des Himmelsberges
gleicht. In dieser alten „Symbolik" liegt aber auch Wahrheit
; sie ist zunächst as trometeorologisch und sehliess-

*) Bis hierher ist das Referat den „Hambg. Nachr.* (Nr. 429
vom 18.{IX. er.) entnommen. IL

**) Vergl. unser Referat über die interessante, die von der geologischen
Schulwissenschaft aufgegebene Katastrophentheorie wieder
aufnehmende Schrift von Avg. Zoppritz; ,,Gedanken über die Eiszeiten
" im Aug.-Beft S. 515 fi. — Red.


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