Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 695
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Die Musik als Heilmittel im Irrenhause. 695

Tnstrumentalkonzerten wechseln die Vokalkonzerte und
Klavierspiel. Besondere Sorgfalt wird dabei auf eine möglichste
Abwechselung im Programm gelegt, denn es hat sich herausgestellt
, dass eine häufigere Wiederkehr desselben Programms
auf melancholische Patienten keine günstige Wirkung hatte.
Der zur Leitung des Orchesters engagierte Dirigent beschäftigt
sich auch mit der Weiterausbildung der Patienten,
die ein Talent für Musik bezeigen. Die Musik hat je nach
dem geistigen Zustand des Kranken die verschiedenartigsten
Wirkungen. Einige fangen an, mit den Fingern zu trommeln,
andere machen heftige Armbewegungen oder klopfen mit
den Füssen den Takt, und der Tanz rüttelt sie schliesslich
ganz auf und befreit so momentan von jeder Depression.
Ausser diesen üblichen musikalischen Unterhaltungen hat
aber Dr. Deut kürzlich auch eine Reihe von interessanten
Experimenten angestellt, die sich zum Theil als sehr
erfolgreich erwiesen. In einem der grossen Hospitalsäle
waren unlängst zahlreiche Patienten versammelt. Plötzlich
begann die Institutskapelle einen feurigen Soldatenmarsch
zu spielen. Der Arzt wollte dabei die Wirkung dieser unerwarteten
Musik auf die verschiedenen Kranken beobachten.
Einige tobten bei diesem plötzlichen Ertönen der Melodie
mit verstärkter Gewalt, andere tanzten und sangen mit
völliger Hingabe, einige erschienen beruhigt durch die ungewohnten
Töne, während manche gänzlich indiiferent blieben.
Im allgemeinen waren derartige Experimente wenig erfolgreich
, wenn eine grosse Anzahl von Patienten beisammen
war, denn, was dem einen Kranken gut that, irritirte
wieder den anderen; aber die hierbei gemachten Beobachtungen
waren wiederum wertvoll für die Experimente
bei Einzelbehandlung. Bei einer ganzen Reihe von Patienten
wurde die musikalische Heilmethode zwei Monate
hindurch in fünf Sitzungen in jeder Woche angewandt.
Ueber 38 Prozent wurden dadurch geheilt, bei 33 Prozent
trat eine entschiedene Besserung ein. Im ganzen also erwies
sich die Musik bei 72 Prozent als ein äusserst wesentlicher
Heilfaktor. — Ein besonders interessanter Fall wurde bei
einem jungen Mädchen beobachtet, das anfangs in einem
Zustand von äusserster Erregung war, die auch zur Tobsucht
führte. Bereits der erste Versuch, mit heiteren und
traurigen Melodieen Einfluss auf sie zu gewinnen, übte
seine Wirkung. Besonders, wenn sie langsame, pathetische
Weisen hörte, wurde sie stiller; schliesslich hörte sie auf
zu toben und Thränen traten ihr in die Augen. Allmählich
trat eine definitive Besserung ein. — Dieselbe Methode wurde
bei einem Fall von akutem Wahnsinn angewendet. Die


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