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698 Psychische Studien. XXX. Jahrg. IL Heft. (November 1903.)
auf diesem Gebiete. In dieser Umgebung wuchs Mme, de
Thebes als Mündel von Dumas Sohn auf. Angeregt durch
diese Männer und reichlich begabt, hat sie in Desbarolles
ein Vorbild gehabt. Und so sind ihr Streben und ihr
schriftstellerisches Wirken ganz ernst zu nehmen. In ihr
lebt der Gedanke ihres Vorbildes fort, die Chiromantie
zur verdienten Anerkennung zu briugen. Auch auf religiösem
Gebiete lässt sich kein Argument gegen die Chiromantie
einwenden. Man lese: Joh. Kap. XXXI., Vers 7:
„In manu omnium Deus signa posuit, ut noverint singuii
opera sua.tt Wurde doch Desbarolles auch vom Pabst
empfangen und ihm die Gnade zutheil, die Hand des Heiligen
Vaters zu sehen!
Schliesslich weise ich auf den Nekrolog hin, den „£e
Figaro" am 13. Februar 1886 anlässlich Desbarolles9 Tod ihm
widmet. Unter Anderem heisst es: „Seine grosse Berühmtheit
bestand vor Allem in seinen besonderen Studien, denen
er sich mit sehr viel Erfolg widmete. Jahre hindurch
war er Allen zugänglich. Zu Beginn seines Studiums fragte
er die Leute nach ihren Verhältnissen, den hauptsächlichsten
Ereignissen, ihren Bestrebungen etc., dann untersuchte er
die Hände und notirte sorgfältig die verschiedenen Einzelheiten
. Nach geraumer Zeit hatte er die Gewissheit, dass
dieselben Zeichen an den verschiedenen Händen dieselbe
Bedeutung haben. Im Vorworte seines grössten Werkes
sagte er: „Mein Vertrauen ist gross, und hauptsächlich
deshalb, weil Niemand schwerer zu überzeugen war als
ich selber!" ^Figaro" sagt weiters: „Man kann ja die
Chiromantie verleugnen, aber nie Desbarolles, der vollkommen
aufrichtig war. Sein einziger Ehrgeiz bestand darin, Andere
zur Wahrheit seiner Theorie zu bekehren. Im Ganzen
ein grosser Charakter, ein Mann von Geist und Gemüth."
Mme. Rumelü
Kurze Notizen.
<£) Ein psychologisch sehr merkwürdiger und
gut beglaubigter Fall von Teiästhesie bezw,
seelischem Rapport findet sich in einem verschollenen
Aufsatz des am 2. Oktober 1803 in Flensburg geboreneu
„tauben Malers", Musikers und Journalisten Johann PeUr
Lyser, den Gustav Karpeles in einem dem hundertjährigen Geburtstag
des besonders als Zeichner von Karikaturen bedeutenden
Freundes von Felix Menr/elssohn-Bartholdy, Rober * Schumann
und Heinrich Heine gewidmeten pietätvollen Feuilleton der
Berliner ,.Nationalzeitung'% vom 4. Okt. er. (Sonntagsbeilage)
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