Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 702
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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702 Psychische Studien. XXX. Jahrg. tl. Helt. (November 1903.)

gannen infolge der täglich von der Grenze einlaufenden
ungünstigen Nachrichten unruhig zu werden, und besorgt
lauschte die Kaiserin auf das durch das Gartengitter
dringende Geräusch. Plötzlich erbleichte sie. Bei einer
Wendung des Kopfes hatte sie entdeckt, dass der gewaltige
Bau der Tuileiien sich von einein mächtigen Feuer-
hiinmel abhob. Es sah so aus, als wenn ein gewaltiger
Brand die Gesimse, die hohen Fenster und die vergoldeten
Balkons der kaiserlichen Wohnung verzehrte. Und die
Kaiserin schrie: „Die Prophezeiung! Hätte der Kaiser
doch auf mich hören wollen!" — Ob sich aus derartigen
Vorgängen, bei welchen das weibliche Herz und weibliche
Nerven eine das Staatswohl überwiegende Rolle spielen,
indes Geschichte machen läset, dürfte docl1 recht zweifelhaft
sein. („N. W. J.<* vom 2&/V1II er.)

c) Die Schwächen des Genies behandelt Dr.
Cabanes in einem sehr bemerkenswerten Artikel der „Revue",
in dem er u. a. Folgendes ausführt: Bei dem genialen
Menschen hat die Sensibilität starke Reaktionen, denen eine
schnelle Erschöpfung folgt, es ist eine übermässige Reizbarkeit
, die eine Ueberschmerzempfindliehkeit zur Fol$;e hat.
Je höher man auf der sozialen Leiter steht, umsomehr verfeinert
sich — um einen neuerdings geprägten Ausdruck
zu gebrauchen — die „R e i z s a m k e i t". Schriftsteller,
Künstler, Gelehrte reagiren unter den leichtesten Einflüssen,
wie Sensitive unter dem Einfluss des geringsten Hauches.
Die Sinne erlangen bei ihnen eine übermässige Schärfe.
Bald herrscht der Geruch vor (Zola war in dieser Hinsicht
besonders begabt), bald entwickelt sich das Gehör übermässig
: Berthelot und Pierre Loti sind Beispiele dafür; das
geringste Geräusch verursacht ihnen einen krankhaften
Schauder. Flaubert, Carlyle, J. de (loncourt hatten gleichfalls
ein übermässig feines Gehör. Ebenso hasste Schopenhauer
den Lärm. Bayle bekam Krämpfe, wenn er Wasser
* aus einem Hahnen laufen hörte. Bei anderen ist der Geruch
besonders reizbar. Favorini, der italienische Dichter des
17. Jahrhunderts, konnte den Geruch der Rose nicht ohne
Belästigung ertragen. Viele, die körperlichen Schmerz ohne
Klage ertiagen, verzweifeln bei der geringsten Kritik. Re~
veille Parisse hat manche Beispiele dafür angeführt. Barthez,
der im vorigen Jahrhundert als Arzt in der Mode war,
willigte im Alter von fünf Jahren ein, dass man ihm ein
b'ingerglied der linken Hand abnahm, wenn man ihn in
seinem Leseifer nicht stören würde; aber eine Kritik, die
über sein Buch „Les Elements de la science de V homme"
im ..Journal de Paris" erschien, lag ihm bis zu der dreissig


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