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Kurze Notizen.
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kommen. Um 4 Uhr 50 Minuten begannen sie mit der
Operation, die um f) Uhr 10 Minuten beendet war. Ich
erweckte die Patientin um 5 Uhr 15 Minuten, und um
f> Uhr 30 Minuten hatten wir Alle das Haus verlassen.
Während der Operation sagte ich zu der Patientin, dass
ihr Bein unterhalb des Knies abgenommen würde. Sie
lachte und sagte: „Gut, halten Sie meine Hand.a Als
der Nerv abgetrennt wurde, packte sie meine Hand fest.
Nach dem Erwachen sagte sie: „Ich fühle Steck- und Näh-
nadeln." Symptome von Schreck zeigten sich nicht. Puls
und Temperatur waren und sind bis heute vollkommen
normal. Nach der Operation ass sie um 6 Uhr eine kräftige
Mahlzeit." Dit> Wärterin erzählt, dies wäre der wunderbarste
Fall, der ihr je in ihrem Beruf vorgekommen sei.
Sie gab der Patientin während der Operation Portwein und
Wasser, und sprach die ganze Zeit mit ihr. Die Aerzte
waren etwas ungläubig und hatten für alle Fälle Chloroform
mitgebracht. Jetzt isst die Patientin gut und sieht
besser als je aus. („N. Wien. Journ." vom 11. Juni er.)
f) Der epileptische Hauch. (Medizinische Untersuchungen
über die „Aura epileptica", die verschiedenen
Arten dieses Vorzeichens des Anfalles und die neueste
Ansicht über das Wesen der Epilepsie, sowie deren Heilung.)
Wer je die traurige Gelegenheit gehabt hat, die Epilepsie
aktiv oder passiv kennen zu lernen, wird das eigenthümliche
Anzeichen kennen, durch das sich ein Anfall anzumelden
pflegt. Es ist der epileptische Hauch oder, wie der übliche
Fachausdruck lautet, die „Aura epileptica". Die Kranken
haben dabei meist die Empfindung, als ob sie in gewissen
Theilen des Körpers von einem warmen Luftzuge gestreift
werden. Im Allgemeinen wird angenommen, dass der Ursprung
der Erscheinung im Zentralnervensystem liegt und
auf die äusseren Theile des Körpers übertragen wird. Nicht
bei allen Epileptikern ist die Aura vorhanden. Dr. Sprat-
ling hat sie bei 589 unter 1325 Kranken festgestellt oder
bei etwa 45 von Hundert. Er unterscheidet vier verschiedene
Arten des epileptischen Hauchs, einen psychischen, einen
sensorischen, einen motorischen und einen unregelmässigen.
Am häufigsten und wichtigsten ist der sensorische Hauch.
Der psychische äussert sich nur in einer zeitweisen Erregung,
zum Beispiel in einer plötzlichen Beschleunigung der Einbildungskraft
, der zeitweilig eine schwache Ideenverwirrung
vorausgeht. Gleichzeitig stellt sich eine unbestimmte Furcht
ein. Die sensorische oder sinnliche „Aura*4 meldet sich
hauptsächlich beim Gesichtssinn und besteht meist in Blitzen
von weissem oder farbigem Licht, zuweilen aber auch in
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