Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 743
(PDF, 181 MB)
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Freimar: Ein Nachtrag zum Fall Rothe. 743

den Personen erregt. Die im Publikum vielf ch lautgewordene
Ansicht, dass die für die R. mit Wärme eingetretenen Entlastungszeugen
mehr oder weniger beschränkte oder gar
unzurechnungsfähige Individuen wären, ist nach dem Urtheil
des Verf. völlig unzutreffend; auch nicht eine dieser selbst
zum Theil medial veranlagten Personen machte den Eindruck
der Geisteskrankheit, wenn man auch annehmen will
dass sie in den spiritistischen Sitzungen unter dem Einfluss der
Erwartung und bestimmter Vorstellungen halluzinirt haben.

Dagegen sind wohl die meisten unter der Wirkung
der starken gemüthlichen Antheilnahme, der vorgefassten
Meinung und der Schwankung der Aufmerksamkeit den bekannten
Beobachtungsfeblern und Erinnerungs-
täuschungen> bezw. -fälschungen anheimgefallen, bei welchen
der Wunsch und das seelische Bedürfniss die Hauptrolle
spielt. — Der vulgäre Spiritismus trägt durchweg religiösen
Charakter und bietet so vielen Personen in der
That einen Ersatz für den verlorenen Kirehenglauben.
Der Glaube an die spiritistische Lehre ist psychologisch
nicht anders zu bewerthen, als der Glaube an irgend ein
religiöses Dogma, aus welchem sich nachweisbar keinerlei
Schlüsse auf den Grad der Intelligenz des Glaubenden
ziehen lassen. Die Frage, warum sogar häufig geistig
hochstehende Gelehrte, die auf dem Gebiet ihrer Spezial-
wissenschaft Hervorragendes geleistet haben, in ziemlich
kritikloser Weise für die Echtheit mediumistischer Vorführungen
eintreten, entzieht sich also im Allgemeinen der
Beantwortung und kann höchstens aus einer genaueren
Kenntniss ihrer Eigenart erklärt werden. Im Uebrigen
muss man wohl Wundt beipflichten, der in seinem offenen
Brief an H. Ulrici lediglich den wissenschaftlich gebildeten
Taschenspieler als Autorität gelten lässt, wo es gilt, festzustellen
, ob ein scheinbar unerklärliches Phänomen nicht
etwa auf einem Taschenspielertrick beruhen könnte. —

Wir möchten nur wünschen, dass der theoretisch so
gründlich orientirte Herr Verf. auch die praktische Gelegenheit
erhielte, mit einem unzweifelhaft echten und zuverlässigen
Medium, wie solche z. B, einem Crookes oder Zöllner zur
Verfügung standen, zu experimentiren; dann würden ihm trotz
seiner kritischen Schärfe auch die ganz eigenartigen mediu-
mistischen Leistungen eines Home oder einer Mrs. d'Esperance
— daran können wir bei seiner Wahrheitsliebe und seiner
methodischen Schulung keinen Augenblick zweifeln — wohl
bald in anderem Lichte erscheinen, während sein ehrlicher
Versuch, das selbst den eifrigsten Spiritisten unentwirrbar
erscheinende Eäthsel des „Blumenmediums'' zu lösen, das


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