Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 745
(PDF, 181 MB)
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v. {Seeland: Die Logik der materialistischen Lehre etc. 745

fahren müsste und Jenen nicht? Es ist wahrlieh keine
üeberemptindsamkeit, wenn dem fühlenden Mensehen auch
mit dieser UnVollständigkeit der gegebenen Welt ein nicht
hinwegzuräumender Stachel erwächst, zumal jenes Meer von
Unrecht mit jedem Tage immer grösser und tiefer werden
müsste. Das Wesen des Fortschritts bringt es mit sich,
dass unsere Forschung nicht nur um uns her, sondern auch
rückwärts immer weiter und tiefer eindringt und so die
Zahl der verbindenden Fäden sowohl zwischen Zeitgenossen,
als auch zwischen uns und der verschwundenen Menschheit
wächst. Dichter im Wettstreit mit den Geschichtsforschern
bringen uns die Gestalten der Vergangenheit näher und
näher, sodass wir nicht umhin können, uns für das Trauerspiel
der Weltgeschichte mehr und mehr zu interessiren
und deren Schauspieler als unsere Brüder in unser Herz
aufzunehmen.*)

Zweitens: Gesetzt selbst, es könne dem Menschen später
einmal, im Laufe vieler Jahrtausende gelingen, die Wege
ausfindig zu machen> denen man zu folgen habe, um jenes
unverschuldete physische und moralische Elend einzudämmen,
woran so viele unserer Brüder infolge von Armuth, Unwissenheit
, von geistiger Rückständigkeit, Missverstätidniss,
schlechten klimatischen und Wohnungsverhältnissen, Unglücksfällen
, Kriegen etc. dahinsiechen, und dasjenige bedingte
Wohlsein, welches jetzt so wenigen zu Theil wird,
auch auf die übrigen auszubreiten, — wo bliebe auch dann
He Gerechtigkeit, da doch so Vieles ewig ausserhalb des
eben erwähnten Programms bleiben müsste? Wie ist z. B.
die Notwendigkeit einer Trennung von den Lieben auf
Nimmerwiedersehn mit dem Gerechtigkeitsideal zu vereinigen
? Diese Nothwendigkeit wurde bereits im vorigen Kapitel
vom Standpunkt der persönlichen Erfahrung besprochen, dafür
aber erscheint sie obendrein als schmerzlicher Stachel
für das Mitgefühl und den Gerechtigkeitssinn des Zuschauers
und Menschenfreundes. Hier würde es sich schon um ein

Allerdings betrachteten manche jener Unglücklichen ihr
Schicksal nicht ganz so in nackter Grausigkeit, wie es vom hier
aufgestellten Standpunkt des Negativismus aus erscheinen muss -~,
denn sie hatten grosstentheils den Glauben an einen Ersatz im
künftigen Leben, was ihnen zum Trost gereichte; doch abgesehen
davon, dass die Wirklichkeit trotz dieses stützenden Stabes immer
schlimmer war, als wenn das Unglück nicht dagewesen wäre, waren
viele schwach in der Hoftnung, und wie viele kannten nur einen
vorkehrten und von Höllenfurcht vergifteten Glauben. Wie viele
fühlende Wesen endlich (die höheren Thiere eingeschlossen) wurden
in einem Zustand hingemartert, in dem ihre Seele noch nichts von
Religion aufnehmen konnte und doch Gefühl genug besass, um die
Qualen der Todesfurcht zu empfinden!

PsyohisoVe Studien. Dezember 1903. 49


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