Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 749
(PDF, 181 MB)
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v. Seeland: Die Logik der materialistischen Lehre etc. 749

giebt und im Nothfall selbst sein Leben für die Wahrheit
wagt, wobei ihm jedoch das Aufrechtstehen und Aushalten
nothwendigerweise in demselben Maasse schwerer wird, wie
einem Arbeiter das Tragen einer Last, für das er früher
den entsprechenden Lohn bekam, wenn er sich später mit
der Hälfte oder dem Viertel desselben begnügen muss.
Kommt nun in der Folge eine Umwendung, so kann das logische
konsequente Denken dieses Menschen nicht mehr umhin
, die sittlich gefährlichen Folgen jener Doktrinen zu erkennen
; thun sich vor ihm dann wieder hellere Gefilde auf,
so folgt daraus keineswegs, dass ihm die Wahrheit jetzt
weniger theuer wurde, wohl aber, dass sein Rechtsgefühl
jetzt nicht mehr, wie bisher, misshandelt wird und sich der
Weg zum Abgrund der Verzweiflung vor ihm schliesst.
Und damit sind wir an den Kern der Frage herangetreten.

Dass die Ausübung der Tugend überhaupt einen wohl-
thätigen Einfluss nicht nur auf das ganze sittliche und ge-
müthliche, sondern auch auf das physische Leben ausübt,
liegt auf d^r Hand. Im allgemeinen Sinne also ist es
absolut wahr, dass sie sich selbst ihren Lohn zahlt und
keines anderen Lohnes bedarf. Der grosse Irrthum der
modernen, materialistisch beeinflussten Ethiker besteht nur
darin, dass dieser Lohn als der That auf dem Schritte
folgend angenommen wird, was eben in den meisten
Fällen nicht zutrifft. Es heisst: wählt der Mensch das
Sittliche selbst angesichts der grössten Drangsale und Qualen,
so beweist dies, dass ihm das ßewusstsein des Rechtthuns
und das reine Gewissen alles Andere ersetzt, bezw. versüsst
und jenes Gefühl der inneren Genugthuung ihm zum vollständigen
Trost und Lohn gereicht. Im Gegentheil, der
tugendhafteste Mensch kann zugleich, und zwar Dank seiner
Tugend, im höchsten Grade unglücklich sein, obgleich er
dabei dennoch an der Tugend festhält, die ihm Nichts als
Qualen zurücklässt. Eine Wahl treffen kann aber unter
Umständen blos soviel heissen, dass man das Bessere dem
Schlechteren vorzieht, wenn gleich dieses Bessere an sich
noch lange nicht das Gute bezw. das Glück ist.

Wem die Tugend zur Gewohnheit wurde, der wählt
sie, weil ein von Schande oder bösem Gewissen getrübtes
Leben ihm noch äiger erscheint, als eine von äusseren
Drangsalen durchflochtene Existenz bei reinem Gewissen,
was aber durchaus nicht sagen will, dass er dabei auf
Rosen läge und schier in der Süssigkeit seines Tugendgefühls
schwelge. Die sozialen, ja schon die gesundheitlichen
Dornen, die sich Mancher durch tugendhaften Lebenswandel
oder durch eine hochherzige That einrennt, können


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