Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 750
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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750 Psychische Studien. XXX. Jahrg. 12. Heft. (Dezember 1903.)

unter Umständen so heftig und andauernd brennen, dass
das Gefühl der hehren Seelenruhe gar nicht dazu kommt,
sich emporzurichten. Wo bleibt z. JB. jene selige Ruhe bei
einem Anfall von wüthendem Zahnschmerz oder ähnlichen
leiblichen Martern, in welchen sich auch ein tugendhafter
Mensch verzweifelt geberden kann? Einem Breyfus konnte
auch das Bewusstsein eines von Schuld reinen Gewissens
seine Gefangenschaft auf der Teufelsinsel, seine Trennung
von Vaterland und Familie, den Verlust seiner Ehre als
Offizier und Mensch u. s. f. so wenig versüssen, dass er in
kurzer Zeit an seinen physischen und moralischen Qualen
unfehlbar zu Grunde gegangen wäre, wenn ihm nicht endlich
die Stunde der Erlösung geschlagen hätte. Ueberhaupt
wenn ein rechtschaffener Mensch den grössten Theil seines
Lebens vom Unglück hin und her gerüttelt wird, kommt
er da wohl je zu dem Vollgefühl einer seligen Ruhe des
Gemüths?*) Oder man denke sich folgenden Fall: von
zwei Menschen, die nach raschem, heldenmüthigem Ent-
schluss zu einer ausserordentlichen, mit vielfachen Gefahren
und Drangsalen verknüpften That schritten, .war dem Einen
sofort nach Austragung des harten Strausses ein quaivoller
Tod beschieden, indessen der Andere durchkam und danach
ein langes, ruhiges Leben genoss. Wer könnte wohl da in
dem kurzen Kampfe gemischter Gefühle mit nachfolgenden
Todesqualen des Ersteren ein Aequivalent jenes freudigen
Selbstgefühls, jenes Siegesbewusstseins, jener süssen Erinnerungen
, endlich jener äusseren Achtung und Auszeichnung
suchen, welche seinem glücklicheren Gefährten, den
das Schicksal verschonte, zu Theil wurde? Und doch wird
Niemand dem Letzteren seinen erkämpften Lohn zu hoch
anschlagen; folglich muss Jener so gut wie leer ausgegangen
sein, oder mit anderen Worten, die Grösse der That war
ihrem inneren und äusseren Lohn weit vorausgeeilt.

(Fortsetzung folgt.)

*) Wie kritiklos Manches von altersher gegen das Postulat
einer Fortdauer Vorgebrachte auch in unserer Zeit schablonenartig
wiedergekäut wird, zeigt sich u. A. eben in dem beliebten bedingungslosen
Perhorresziren des Lohnes für ein tugendhaftes Leben, wobei
dennoch Manche derjenigen, welche diese Redensart mit Vorliebe
im Munde führen, zugeben, die Tugend belohne sich leider nicht
immer selbst, und der Tugendhafteste könne trotzdem sein Leben
lang höchst unglücklich sein. So z, B. Büchner in seinem „künftigen
Leben % S. 144. Er bemerkt nicht, dass, falls es so steht, das Postulat
einer einen Ausgleich ermöglichenden Fortdauer doch nur einfach
das Streben nach Gerechtigkeit zum Ausdruck bringt; nach dieser
zu streben hat aber von jeher für sittlich gegolten.


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