Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 753
(PDF, 181 MB)
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Seüing: Nachtrag zu „Goethe und der Materialismus". 753

dieses Einflusses genauer zu bestimmen, fand ich in einem
der Goethe- Jahrbücher eine Notiz, nach welcher diese Arbeit
schon gethan ist. Interessenten finden sie im 15. Band der
„Zeitschrift für den deutschen Unterricht", wo 7%. Vogel in seinen
„Nüchternen Erwägungen über Goethes Spinozismus* gezeigt
hat, welch bescheidene Rolle Spinoza im reichen Gedankenleben
Goethe's gespielt hat. Th. Vogel, der sich hinsichtlich
dieser Fragen in Uebereinstimmung mit dem Goethe-Kenner
Suphan befindet, fasst seine Erwägungen in die Worte zusammen
: „Das Endergebniss wird wohl sein dürfen, dass
Goethe zwar in der ersten Weimarischen Zeit vor der italienischen
Reise von Spinoza, vornehmlich ethisch, mächtig
angeregt worden ist, einen gewissen Zug zu dessen Grundgedanken
sich auch später bewahrt, in den letzten vier
Jahrzehnten seines Lebens aber sich unter verschiedenen
Einflüssen eine Weltanschauung allmählich ausgebaut hat,
die als spinozistisch nicht bezeichnet werden kann*. Ich
begnüge mich daher, den früher beigebrachten Selbst-
zeugnissen noch einige hinzuzufügen.

Dass Goethe den Spinozismus ganz anders verstanden
hat, wie die Materialisten, dafür spricht auch eine an Jacobi
(Okt. 1785) geschriebene Bemerkung: „Du weisst, dass mir
Spinozismus und Atheismus zweierlei ist66. Und wie wenig
Goethe als zünftiger Pantheist aufgefasst werden darf, beweist
ferner eine köstliche Stelle aus dem am 31. Okt. 1831
an Zelter gerichteten Brief, in welchem vorher von „ Frömmlern
" die Rede ist: „Einer dieses Gelichters wollte mir
neulich zu Leibe rücken und sprach von Pantheismus;
da traf er's recht! Ich versicherte ihm mit grosser Einfalt:
dass mir noch niemand vorgekommen sei, der wisse was das
Wort heisst." Ganz besonders wichtig ist endlich der io
den Werken enthaltene, an den Kanzler Fr. v. Midier (1828)
gerichtete und „Erläuterung zu dem aphoristischen Aufsatz,
„Die Natur" betitelte Brief, in welchem Goethe seinen
früheren, „eine Art von Pantheismus" bildenden Standpunkt
für überwunden erklärt. In diesem Brief heisst es u. a.
wörtlich: „Dass ich diese Betrachtungen verfasst, kann ich
mich faktisch zwar nicht erinnern, allein sie stimmen mit
den Vorstellungen wohl überein, zu denen sich mein Geist
damals ausgebildet hatte. Ich möchte die Stufe damaliger
Einsicht einen Komparativ nennen, der seine Richtung gegen
einen noch nicht erreichten Superlativ zu äussern gedrängt
ist. Man sieht die Neigung zu einer Art von Pantheismus,
indem den Welterscheinungen ein unerforschliches, unbedingtes
, humoristisches, sich selbst widersprechendes Wesen
zum Grunde gedacht ist, und mag als Spiel, dem es bitterer


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