Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
30. Jahrgang.1903
Seite: 763
(PDF, 181 MB)
Bibliographische Information
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1903/0643
Maier: Ch. Richet über die Aussichten der Wissenschaft. 763

Wenn die Wissenschaft solche Fortschritte gemacht
hat, so kommt das genau eben daher, weil unsere Vorgänger
nicht davor zurückgescheut sind, kühne Hypothesen aufzustellen
, neue Kräfte vorauszusetzen, deren Realität
sie dann, kraft ihrer Geduld und Ausdauer, empirisch
nachgewiesen haben. Das legt uns Wissenschaftern die
strikte Pflicht auf, es wie sie zu machen. Der Gelehrte
muss ein Umstürzler sein, und die Zeit ist glücklicherweise
vorbei, wo man die „Wahrheit" in den Büchern der
„Meister", mochte es ein Aristoteles oder ein Plato sein,
suchen zu müssen glaubte.

In der Politik kann man konservativ oder fortschrittlich
gesinnt sein, das ist schliesslich Sache des Temperaments
und der Neigung. Handelt es sich aber um die
Erforschung der Wahrheit, so muss man unbedingt
und ohne Rückhalt (bezw. geistigen Vorbehalt)
revolutionär sein und auch die klassischen Theorien, sogar
diejenigen, welche der Schulwissenschaft als die solidesten
erscheinen, nur als provisorische Hypothesen
betrachten, die man fortwährend kontrolliren (an den experimentell
konstatirten Thatsachen messen) und fortwährend
umzustürzen (bezw. durch neue zu ersetzen) suchen muss.
Die Chinesen glaubten, die Gelahrtheit ihrer Vorfahren
habe ein für allemal die Wissenschaft fixirt; ihr Beispiel
giebt zu denken.

Und dann — warum soll man sich scheuen, dies
öffentlich auszusprechen ? — ist doch unsere ganze Wissenschaft
, wie wir sie heute haben und auf die wir so 3tolz
sind, im Grund nichts weiter als die Kenntniss eines
blossen Scheins. Die Wirklichkeit der Dinge
entzieht sich uns. Unser Verstand vermag nicht in
das geheime Wesen der Gesetze einzudringen, die den
belebten, wie den unbelebten Stoff beherrschen. Ein in
die Luft geworfener Stein fällt auf den Erdboden zurück.
Warum? Durch die Anziehungskraft, sagt Nervton, entsprechend
der Masse und der Entfernung. Aber erklärt
dieses „Gesetz41 vielleicht die Thatsache? Wer
begreift diese anziehende Schwingung, die den Stein fallen
lässt? Dieses Phänomen erscheint uns freilich so unbedeutend
, dass es uns nicht im geringsten in Erstaunen
setzt, aber in Wirklichkeit giebt es keine menschliche
Intelligenz, die es begriffen hätte. Man hat sich daran
gewöhnt, es ist etwas Alltägliches, allgemein Angenommenes,
aber es bleibt gerade so unbegreiflich, wie alle übrigen Naturerscheinungen
ohne Ausnahme. — Das befruchtete Ei wird
zum Embryo. Nun beschreiben wir die Phasen dieses Phä-

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