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12 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1904.)
Endlich erhielten wir von dem durch seinen ritterlichen
Heldenmuth und seine Ueherzeugungstreue in spiritistischen
Kreisen rühmlichst bekannten Freiherrn v. Erhardt noch
nachstehende Zuschrift:
„Zürich, Grossmünsterplatz 8, d. 21.|XL 03.
die verehrliche Redaktion der „Psychischen Studien41
Tübingen.
Aufgefordert, mich in möglichster Kü*-ze über das poetische
Schaffen des früheren Redakteurs und Schriftstellers Herrn Kordon
und seiner Frau zu äussern, erlaube ich mir Folgendes auszusprechen
:
Seit ungefähr anderthalb Jahren bin ich — als fast täglicher
Besucher und als Freund im Hause — Zeuge dieses in Wahrheit
wunderbaren und bisher unvergleichlichen Schaffens, dessen Bedeutung
sowohl in der Schönheit und Hoheit des Inhalts, wie der
Form, als auch in der anscheinend unerschöpflichen Fülle liegt mit
der die Dichtungen der Feder beider Jnspirirten entquellen. —
Eine andere Deutung, als diese letztere ist nicht zulässig, da sämmt-
liche in Frage kommenden Werke — etwa 2000 Gedichte lyrischen,
philosophischen, theosophischen, spiritualistischen, ethischen und
auch religiös- und sozialreformatorischen Inhalts, dazu Dramen,
Romane u a. in einer kurzen Spanne Zeit von im Ganzen etwa 1''2
bis 1 \ Jahren — und ohne jedwede vorherige Disposition und Ueber-
legung auf Grund bewussten geistigen Wahrnehmens — niedergeschrieben
wurden. Es sind das Leistungen, die um so schärfer
hervortreten, wenn berücksichtigt wird, dass Goethe in seinem
ganzen Leben nur etwa 1000 Gedichte, einschliesslich kleinster,
auch Epigramme eingerechnet, schrieb. Die Veröffentlichung von
Gedichten, die leider bisher — abgesehen von einzelnen, die in
Zeitschriften Aufnahme fanden — aus Mangel an Mitteln nicht erfolgen
konnte, wird über den Werth derselben allgemein Auf-
schiuss geben. — Dass diese Werke, einmal einem Jeden durch den
Buchhandel zugänglich, epochemachend für die ganze spiritualisti-
sche Bewegung sein, und dass sie die Augen der ganzen Welt auf
sich lenken werden, kann nicht mehr angezweifelt werden.
Strengste Kritik aber wird an ihrem Inhalte zu üben sein, soweit
es sich um Verheissungen und ihre Erfüllung oder Nichterfüllung
handelt. — Herr Kordon selbst — selbst seit Jahren an-
fesichts so aussergewöhnlichen Geschehens und überaus schwerer
Duldungen, die dies Schaffen im Gefolge gehabt hat, \on jedem
Zweifel gequält gewesen — kann und wird nur diese Kritik
wünschen, jedoch nur auf dem Boden vorurtheilsfreien, Wahrheit
und Ehre absolut achtenden Forschens.
Hochachtungsvoll
Freiherr von Erhardt.'1
Der berühmte Entdecker des Thalliums, Prof. William
Crook€s9 hielt im September 1898 zu Bristol vor dem „Kon-
gress der Britischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften
" einen Vortrag über die „Fortschritte in der Physik
", an dessen Schluss er u. a. erklärte, nachdem er an
seine spiritistischen Versuche (mit den Medien Home und
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