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Kordon: Geistiges Schaffen unter Inspiration.
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Flor. Cook) erinnert hatte: „Jetzt glaube ich schon etwas
weiter zu sthen. Bereits sind auf jene seltsamen Ding*
helle Streiflichter gefallen, und es lässt sich der Zusammenhang
zwischen jenen noch unerklärten Kräften und den bereits
bekannten Naturgesetzen ahnen. Diesen Fortschritt
meiner Eikenntniss verdanke ich in erster Linie einer
anderen Gesellschaft, deren Vorsitzender ich in diesem
Jahre bin, nämlich der Society for Psychical
R e 8 e a r c h." Sollte ich heute zum ersten Male der
wissenschaftlichen Welt diese Untersuchungen unterbreiten,
so würde ich eine)) anderen Ausgangspunkt wählen, als damals
, ich würde nämlich mit der Telepathie beginnen,
d. h. mit der grundlegenden Thatsache, dass die
Gedanken und Vorstellungen sich von
einem Geiste auf den anderen übertragen
können, ohne die Vermittelung der bis jetzt
bekannten Sinnesorgan e."
Die Gedankenübertragung ist übrigens auch von anderen
namhaften Gelehrten einer eingehenden wissenschaftlichen
Untersuchung unterzogen worden, so von dem Physiologen
Prof. Charles liichet (Paris), dem Psychologen
Pierre Janet (Paris), dem Physiker Prof. W. T. Barreit (Dublin),
dem Biologen Prof. Dr. Herdmann (Liverpool), dem Psychiater
Prof. Cesare Lombroso (Turin), dem Psychologen Prof. Ochoro-
wicz (Warschau) u. v. a. An der Thatsache als solcher kann
also heute vernünftigerweise nicht mehr gezweifelt werden
und ebensowenig daran, da^s die Gedankenübertragung,
wie Prof. Crookes betonte, ohne die Vermittelung der bis
jetzt bekannten Sinnesorgane geschieht; im Uebrigen werden
aber die Meinungen einigermaassen auseinandergehen,
namentlich darüber, durch welches Mittel die Gedanken
des einen Geistes auf den anderen übertragen werden.
Der von P. Angelo Secchi, weiland Direktor der Sternwarte
am Collegium romanum, in seinem viel berufenen
Werke „Die Einheit der Naturkräfte" mit grosser Bestimmtheit
als vorhanden angenommene „Weltäther", den
ja auch Prof. Ernst Haeckel in seinen „Welträthseln"
wieder zu Ehren gebracht hat, scheint die Rolle des
Vermittlers zu spielen, allein ein sogen, wissenschaftlicher
Beweis ist hiefür noch niemals geliefert worden. Die uralte
indische Weisheit hingegen, die über so manches Gc-
heimniss Aufschluss giebt, lässt sich auch über die Gedankenübertragung
mit aller nur wünschenswerthen Deutlichkeit
vernehmen. In ihrem Buche „Das Denkvermögen''
(Berlin, C. A. Schnetschke & Sohn, ld02) ausseit sich die
bekannte Schriftstellerin Annie Besant über Gedanken-
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