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Klinekowstroem: Merkwürdige Thatsachen aus alter Zeit. 17
Sinne ziehen, so ist doch kaum zu bestreiten, dass die
Hellenen, namentlich die Athener, auf der Höhe ihrer
Bildung und Gesittung die Dichter als durch Apollo Inspi-
rirte betrachteten. Bei den Germanen galten die Barden
als „Geweihte", deren Verletzung von den Göttern gerächt
wird. Uhland's berühmtem Gedichte „Des Sängers Fluch"
liegt dieser Gedanke zu Grunde. Auch diese Anschauung
deutet darauf hin, dass von altersher die Dichter in Verbindung
mit höheren, übersinnlichen Geistesmächten gedacht
wurden. Vielleicht gelingt es dem Spiritualismus
auch, nachzuweisen, wie viel Wahrheit in diesem uralten
Glauben enthalten ist. —
(Fortsetzung folgt.)
Merkwürdige Thatsachen aus alter Zeit.
Uebersetzt und mitgetheilt von
Carl Graf Klinckowstroem *)
1. Beispiel eines selten hohen Alters, aus
dem Maiheft des „Journal Encyclopedique", vom Jahre
1782, herausg. von Weissenbruch und Lutton.
Am 16. Januar d. J. starb zu Haromszek im Alter
von 140 Jahren ein Mann Namens Dumitor Raduly, geboren
als Bojar in der Pfalzgrafschaft Maramaros. Mit 16 Jahren
trat er in die Dienste des Fürsten R&goteki IL, der 1660
starb. Dann ging er nach Szernest in Borceland, einer
Provinz in Siebenbürgen, wo er 70 Jahre lang blieb. Von
hier siedelte er nach Haromszek über, wo er seine letzten
52 Jahre zubrachte. Trotz seines hohen Alters blieben
sein Gehör und Gesicht leidlich gut, sein Appetit ausgezeichnet
. Aber seine Beine waren ein wenig zitterig
geworden.
2. Zwei Beispiele für die Magie der Zahlen,
aus dem Juniheft des „Journal Encyclopedique" von 1784.
In einigen Zeitschriften finden wir folgenden Auszug
*) Einer liebenswürdigen Mittheilung des hochzuverehrenden
Herrn Einsenders an die Redaktion entnehmen wir nachfolgenden
Passus: rDie Zeitschriften, aus denen ich obige Beiträge entnommen
habe, entstammen der Privatbibliothek des Bitterguts Korklack (bei
Gerdauen in Ostpreussen); mein Ur- Ur - Grossvater scheint diese
ca. 15 Journale gehalten zu haben. Es ist mir eine Freude darin zu
wühlen und so vergessene Schätze wieder ans Tageslicht zu ziehen,
zumal wenn sie einer antimaterialistischen Weltanschauung zu Gute
kommen." — K e d.
Psychische Studien. Januar 1904. 2
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