Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 25
(PDF, 224 MB)
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v. Seeland: Die Logik der materialistischen Lehre etc. 25

sobald die Welt des Bösen mit ihrer ganzen Verderbungskraft
auf den Tugendhaften einstürmt? Kurz, der innere
Lohn der Tugend hat das mit jedem andern gemein, dass
auch er zeitweise vorenthalten werden kann. Und
dazu bedarf es nicht immer äusserer Hindernisse; in noch
höherem Grade, und zwar durch das ganze Leben hindurch,
kann der innere Friede eines sittlichen Menschen durch die
Schatten einer angeborenen oder auf wirklich unverschuldete
Weise erworbenen melancholischen Gremüthsverfassung d. h.
durch einen sich nur in Gestalt eines Gemüthsschmerzes
offenbarenden krankhaften Zustand des Centrainervensystems
getrübt werden.*)

Es ist somit klar, dass der tugendhafteste Mensch
leben und sterben kann, ohne dass ihm auch nur ein kleiner
Theil seines natürlichen Lohnes zugefallen wäre. Also
schon aus diesem Giunde behält die Theorie von einer
ausgleichenden „Vergeltung nach dem Tode" ihren tiefen
ethischen Sinn. Und seihst in jenen, verhältnissmässig
seltenen Fällen, wo ein Generationen hindurch geführter
tugendhafter Wandel saine natürlichen Folgen auf dem
Haupte eines einzelnen Individuums sammelt und diesem,
dank der Lebensarbeit seiner Vorfahren, Gesundheit, äussere
Güter, allgemeine Achtung, und vor Allem innerer Seelenfriede
zu Theil wurden —, kann auch dieser Zustand eines
relativen und zeitlichen Glücks die Frage von der Ungerechtigkeit
eines ewigen Todes nie zu einer müssigen machen.
Schon der Umstand, dass gerade der Gefühlvolle und
Tugendhafte die Bitterkeit des Scheidens von geliebten
Wesen und von allem Hehren, Guten und Schönen am
stärksten empfindet, spricht für sich selbst. Auch ist es
ein grosser Irrthum, wenn Manche glauben, Spinoza, der
klassische Vertheidiger des Satzes vom natürlichen Lohne
der Tugend, habe von einer persönlichen E'ortdauer der
Seele nichts wissen wollen. Dem widersprechen mehrere
Stellen seiner Schriften ganz entschieden.**)

*) Näheres hierüber findet der Leser in dem (gegen Einsendung
von 50 Pf. durch 0. Matze erhältlichen) Buch des Verfassers: „Gesundheit
und Glück/ — Red.

**) Siehe namentlich: „Spinoza'* neuentdeckter Tractat von Gott,
dem Menschen und dessen Glückseligkeit.* Erläutert von Prof. Dr.
Christoph Sigtvart (Tübingen) 1886 (Gotha, Rud. Besser), S. 93 ff.:
„Im Tractate war das Verhältniss der Seele zu Gott entgegengestellt
ihrem Verhältniss zum Leib, das Geistige hoch über das Körperliche
erhoben. Es war vergessen, dass die Ausdehnung ein Attribut
Gottes, und dass die Seele nur die Cdee ihres Leibes sein soll; sie
hatte ein unabhängiges Dasein gewonnen, das Verhältniss zum Leib
war nur eine Seite ihres Wesens. Daraus hatte sich ihm seine
Lehre von der Unsterblichkeit ergeben. Diese Inconse-


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