http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1904/0040
32 Psyciihche Studien. XXXI. Jahrg. 1. Heft. (Januar 1904.)
Phänomene unserer eignen okkulten Seelenkräfte, ohne die
Zuflucht zum Spiritismus, beleuchtet werden, die mit Hilfe
des ReichenbacK'sehen Od möglichst die Physik und Psychologie
des Okkultismus enträthselnde „Magie als Naturwissenschaft
", „Tod, Jenseits und Leben im Jenseits"
und andere Schriften schwerlich von geringerem Werte.
W. v. Schnehen, so muss man annehmen, kennt diese Bücher
garnicht, da er keines von ihnen nennt. Aller der kecken
Missachtung, die man uns entgegenbringt, sind wir Okkultisten
mehr als wert, wenn wir die ernste Gedankenarbeit für
unsere Sache und darunter in erster Reihe die Schriften
du Prel's nicht zu unserem eigensten Besitze machen. Hält
man in denen Umblick über den von Schnelten behandelten
Gegenstand, so wird das Ergebniss ein ganz andres, als er
es hinstellt.*)
Zuerst bemerke ich, dass die Auffassung eines Aether«
leibes oder „ Astralleibisa bei Schnehen gar zu sehr sich an die
Bedingungen unsrer irdischen Leiblichkeit hält. Dass der
Astralleib mit blitzartiger Geschwindigkeit alle Fernen der
Erde durchmessen soll, daran nimmt er Anstoss, und doch
wird überall von du Prel gerade dieses Fernvermögen einer
fluidalen Körperbeschaffenheit sowohl beim Pernsehen wie
beim Fernwirken vorausgesetzt. Du Prel folgt dabei sowohl
andern, als namentlich Lazar von Heilenbach, Dessen leider
noch immer bloss in der „Sphinx", von 1S87 zugängliche
und nicht in den Buchhandel gekommene Schiift „Der
Aether als Lösung der mystischen Rätsel"**) zieht
du Prel öfter an und darin heisst es: „Wenn wir die Schnelligkeit
des Lichtes und der Elektricität, ferner die Empfindlichkeit
der Magnetnadel selbst im geschlossenen Räume berücksichtigen
, so würden wir a priori vermuten oder doch
nicht für unwahrscheinlich halten, dass ein solcher Aether-
leib auf weite Entfernung empfindlich sei und auch wirken
könne, dass er insbesondere Licht- und auch Wärme-
erscheinungen, elektrische Schläge hervorrufen, die Magnetnadel
beeinflussen und unabhängig von der Schwerkraft
Materie durchdringen könne; denn dies sind ja lauter Dinge,
die wir dem Aether zuschreiben oder durch ihn erklären.
*) Bei den Anziehungen von Schriften du Prei's bedienen wir
uns folgender Zeichen: M. S. = Monistische Seelenlehre (Leipzig,
E. Günther 1888); E. d. M. = Bätsei des Menschen (Leipzig,
Reclam'sche Universal-Bibliothek); E. d. S. = Entdeckung der Seele
(2 Bände, Leipzig, E. Günther 1894-5); M. a. N. = Magie als Natur-
Wissenschaft (2 Bände, Jena, Herrn. Costenoble 1898); T. J. = Tod,
Jenseits, Leben im Jenseits (2. Aufl., Jena, Herrn. Costenoble 1901).
**) Als Sonderdruck herausgegeben von Hübbe-Schleiden (Leipzig
1887, Grieben).
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1904/0040