Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 48
(PDF, 224 MB)
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48 Psychische Studien. Jahrg. XXXI. Heft 1« (Januar 1904.)

bekannt, es spielte bei geringerer Fähigkeit der wissenschaftlichen
Beobachtung in ihrem Leben eine grössere
Rolle als bei uns und war jedenfalls der Ursprung von
den Hypothesen der Präexistenz und der Seelenwanderung»
Sie wurden innerhalb der christlichen Kirche durch den
heiligen Augustinus bekämpft, der in der Polemik gegen
Pythagoras die Vorstellung „des Schonerlebthabens als eine
falsche Erinnerung" bezeichnet, die der Seele von den
bösen Geistern eingeflüstert wird.

Mit diesem geheimnissvoll anziehenden und beunruhigenden
Räthsel der Seele beschäftigt sich im „Mercure de France"
Charles Meri, der viele Zeugnisse sammelt und Erklärungsversuche
von Philosophen und Psychiatern heranzieht, ohne
allerdings das Dunkel klären zu können. Eines der interessantesten
und uns Deutschen geläufigsten Zeugnisse kennt
der Franzose allerdings nicht, es ist die berühmte Vision,
die Goethe im elften Buche von „Dichtung und Wahrheit4*
erzählt, nachdem er von Friederike in Sesenheim Abschied
genommen hat. „Ich sah nämlich, nicht mit den Augen
des Leibes, sondern des Geistes, mich mir selbst, denselben
Weg zu Pferde wieder entgegenkommen, und zwar in einem
Kleide, wie ich es nie getragen: es war hechtgrau mit
etwas Gold. Sobald ich mich aus diesem Traum aufschüttelte
, war die Gestalt ganz hinweg. Sonderbar ist es
jedoch, dass ich nach acht Jahren in dem Kleide, das mir
geträumt hatte, und das ich nicht aus Wahl, sondern aus
Zufall gerade trug, mich auf demselben Wege fand, um
Friederiken noch einmal zu besuchen." Goethe verzichtet auf
den aussichtslosen Versuch, dieses „wunderliche Trugbild"
zu erklären. Bei ihm ist die Vorahnung mit der Empfindung
einer Verdoppelung des Ich verbunden, die
Leute von grosser Einbildungskraft, namentlich Künstler
und Schriftsteller häufig bei sich festgestellt haben, und die
nach den Beobachtungen von französischen Psychiatern besonders
die Halluzinationen von Hysterischen und Irrsinnigen
beherrschen soll.

In E. T. A. Hoffmanri's „Elixiren des Teufels" ist der
Kern solcher psychologischer Erfahrungen zu spüren, und
ein französischer Romantiker Girarä de Nerval versichert,
dass er immer nach dem Diktat seines deutlich wahrgenommenen
zweiten Ichs geschrieben habe, das er seinen
„mystischen Bruder'* nannte. Ueber das einfachere
und häufigere Phänomen der trügerischen Erinnerung oder
Spaltung des Ichs werden noch mehrere Zeugnisse beigebracht
, darunter eines aus den Memoiren des grossen
englischen Lyrikers Shelley. Als der Dichter in der Um«

lost, t Grenzgeb.
der Psychologie


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