Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 49
(PDF, 224 MB)
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Die Geheimnisse der Seele.

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gegend von Oxford spazieren geht, glaubt er plötzlich die
Landschaft wiederzuerkennen, die er schon einmal im Traum
gesehen haben muss, und er wird von einem Schauer gepackt
, so dass er den Ort sofort verlässt, Pierre Loii9 der
zum ersten Mal das Meer siebt, ist betroffen von der exakten
Uebereinstimmung der Wirklichkeit mit der Vorstellung,
die sich vorher in ihm gebildet hat. Diese Erscheinung
will er aus unbewusster Aufnahme erklären, da
er als Kind von fünf Monaten schon einmal an der See
gewesen ist, oder aus der Vererbung, da sich unter
seinen Vorfahren viele Seemänner befinden.

Am merkwürdigsten ist wohl das Besessenwerden
durch einen Traum, der sich in gewissen Zeitabständen
wiederholt und eines Tages in der Wirklichkeit
zu erfüllen scheint. Wir treffen mit Menschen zusammen,
denen wir unter denselben Umständen schon begegnet zu
sein glauben. Die Situation nimmt immer mehr die Formeu
der vorgeahnten oder geträumten an, und unser Bewusst-
*ein spaltet sich so, dass wir uns selbst sagen: jetzt werde
ich das und das sprechen, was ich schon einmal irgendwo
gesprochen habe, oder wir erwarten mit Sicherheit von dem
Andern eine Antwort, die er uns schon einmal gegeben haben
muss. Zuweilen gelingt es, diese Halluzination durch
eine Anstrengung des Willens abzuschütteln. Wenn man
sie nicht durchbrechen kann, wird man gewöhnlich unsicher,
ob die letzte entscheidende Wendung des Ereignisses oder
der Unterredung auch der des Traumes oder der Vorahnung
entsprochen hat, und die Erinnerung, die eben noch ganz
exakt und zum Vergleichen geeigret war, beginnt neben
dem Eindruck der Wirklichkeit blass und unfassbar zu
werden.

Die zu Hilfe gerufenen Psychologen geben sich mit der
Deutung dieser Erscheinungen vergebliche Mühe (? — Eed.)
Der Eine meint, dass der plötzlich empfangene Eindruck
an früher empfangene ähnliche erinnert, und dass diese Aehn-
lichkeit zwischen zwei Bewusstseinszuständen uns plötzlich
treibt, sie zu identifiziren. Der Andere beruft sich auf das
Unterbewusstsein, das fortwährend ohne unser Wissen
Eindrücke sammelt, die plötzlich vor dem bewussten Ich
auftauchen. Für gewisse Fälle reicht wohl die Erklärung
aus, dass die Seele ebenso wie im Traum handelt, wenn
der schlafende Mensch von aussen her einen physischen
Eindruck empfängt. Man stösst sich an der Bettwand oder
man hört einen Schuss und bis zur vollen bewussten Per-
zeption im Moment des Erwachens hat man eine Geschichte
geträumt, die mit einem Stoss oder Knall endet.

Psychisebe Studien, Januar 1904. 4


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