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Kurze Notizen.
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clieLösung d e s P r o b 1 e m 8, welches sich die
Alchemisten des Mittelalters setzten, als
sie Blei in Gold zu verwandeln suchten,
nicht mehr als Unmöglichkeit angesehen
werdendarf. Ramsay's Versuch verlief folgendermaassen:
Er sammelte das Gas, das dem Radium entströmt, in einen
kleinen Gasbehälter, der darauf dicht versiegelt wird. Zuerst
weist dieses Gas noch sämmtliche Eigenschaften des
Radiums auf, aber schon nach dem zweiten Tage tauchen
in dem bis dahin völlig eigenartigen Spektrum des Gases
allmählich die typischen gelben Linien des Heliums auf, und
binnen Wochenfrist leuchtet Letzteres allein unverkennbar
glänzend. Dass Radium ein Gas ausströmen lässt, hat
übrigens schon Crookes auf der Berliner Tagung der Chemiker
erwähnt. — Diese neueste, auf exakt wissenschaftlichem
Wege gewonnene Entdeckung ist also offenbar eine glänzende
Bestätigung jener schon von den mittelalterlichen Okkultisten
mit sicherem Instinkt geahnten naturgesetzlichen, sich als
die logische Konsequenz einer monistischen Weltanschauung
ergebenden Thatsache, und ihre zahllosen Experimente
, durch welche sie derselben mit unermüdlichem
Eifer — wenn bei ihren noch sehr unvollkommnen Forschungsmitteln
auch zunächst vergeblich — auf die Spur zu kommen
suchten, verdiente durchaus nicht den hochmüthigen Hohn,
mit welchem die spätere materialistische Schulweisheit alle
derartige Bestrebungen verspottete,
b) Lebende Steine. (Wissenschaft oder Humbug?)
— Dass die Steine reden, war bisher nur ein kühnes
poetisches Bild. Und nun kommt gar ein ernsthafter Gelehrter
, der uns beweisen will, dass die Steine wirklich
leben. Der Professor der Calcuttaer Universität für Naturwissenschaft
Namens Bose Jagadis Chunder hat unter dem
Titel: „Response in the Living, and Non Living" ein Buch
geschrieben, in welchem er die Frage abhandelt, ob man
die bisher als leblos angesehenen Erze und Mineralien nicht
etwa doch unter die „Lebenden" einreihen könnte. Bosefs
Beobachtungen erstrecken sich auf die Frage: „Besitzen die
Mineralien und Erze Lebenskraft und reagiren sie auf
äussere Einflüsse?" Er fand nun. dass zwischen Mensch,
Thier, Pflanze und Mineralien von keiner unüberbrückbaren
Differenz die Rede sein kann. Seine Untersuchungen ergaben
, dass die Mineralien ebenso wie die organisch Lebenden
empfindlich sind gegen äussere Einflüsse, indem sie
diese ähnlich den einfachsten Nervenzentren auffangen und
perzipieren. Wenn bei Thieren oder dem Menschen das
Gehirn durch Chloroform oder Durchschneiden der Nerven-
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