Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 58
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
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58 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 1. Helt. (Januar 1904.)

kommen ist." Jahre des Fastens und der Kasteiung bereiteten
ihn für seine Mission vor, die darin besteht, Indien
der Länge und Breite nach zu durchreisen, die Philosophie
des Altruismus und der Selbstverleugnung zu lehren und
für Millionen der Bevölkerung geistiger Vater und Philosoph
zu sein. Sein jetziger Besuch in England ist der
zweite, den er dem Lande abstattet; er ist auf der Rückreise
in seine Heimat. Er kümmert sich nicht um Geld
oder um die Vergnügungen des materiellen Daseins. „Meine
Schüler unterstützen mich. Wenn ich nach Indien tele-
graphirte, würden sie mir Tausende von Rupien senden.
Ich brauche das aber nicht. Was ist Geld ? Es kann kein
Glück bringen. Es kann einem beim Letzten nicht helfen."
In Indien wird der Heilige von Millionen vergöttert. „Wenn
ich an einen Ort zum Lehren komme, bringen meine Anhänger
mir Nahrung; sie waschen mir die Füsse und trinken
dann das Wasser (!). Ich predige hier nicht und halte keinen
Vortrag. Hier werden die Leute für Vorträge bezahlt.
Ich könnte nicht darein willigen, mein Wissen gegen Geld
einzutauschen. Warum sollte ich überdies auf die Strasse
gehen und Räubern und Narren die Wahrheit sagen?
Würden sie hören? Warum sollte ich dem englischen
Volke, dessen Geist auf den Handel gerichtet ist, predigen?
Würden sie hören? Ich bin vielen Menschen begegnet,
aber wenig weisen. So reise ich nur umher, um die wenigen
weisen Menschen zu finden; die übrigen kenne ich nicht,
die nur durch die seltsamen Dinge, die ich vollbringen
kann, überzeugt werden wollen. Sie sind nur für Kinder,
nicht für Jene, die höhere Wahrheiten suchen. Ich komme
nicht hierher, um Wunder zu thun." Sein bartloses Gesicht
ist klug und gütig. Im Freien bedeckt er sein kurz geschorenes
Haar mit einem grossen grünen Turban. Unter
dem fliessenden gelben hindostanischen Gewand zeichnen
sich die Umrisse des grossen athletischen Körpers ab. Dabei
isst er nur einmal täglich vegetarisch. ,Jch bin 65 Jahre
alt/4 erzählt er. „Jahielang habe ich die Rechte, Medizin
und alle Philosophien des Orients studirt. Jetzt bin ich
Lehrer der vedischen Litteratur, die die Erreichung des
Höchsten bedeutet." Zwei Jahre lang lebte er in einer
dunklen Höhle, und nur wenige getreue Anhänger pflegten
ihn. Dann blieb er fünf Jahre lang im Herzen eines
Dschungels im Himalaya. „Ich komme aus dem ärmsten
Lande der Welt; man erzählt mir von dem Wohlstand
anderer Länder, ich bin deshalb gekommen, um zu sehen,
was sie von der Wahrheit wissen. Ich habe eben Amerika
verlassen. Was habe ich dort gesehen ? Die Leute streben


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