Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 67
(PDF, 224 MB)
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Dankuaar: Geistige und soziale Strömungen eto.

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Freilich äusserte er ihn, wie man dies an ihm gewohnt
war, in barocker, exaltirter Weise: er betete laut schluchzend
vor Anderen den Rosenkranz, er prophezeite den
jüngsten Tag als nahe bevorstehend u. s. f. Auch in
Brentano's Briefwechsel*) steht neben Interessantem —
Vieles, was dicht an Verschrobenheit grenzt. Wenn man
z. B. in den Briefen — nach seiner Sinnesänderung — nur
die Aufschriften und Unterschriften liest, so kann Einem
fast übel werden: eine solch ekelhafte, alberne Salbaderei
und frömmelndes Augenverdrehen bei den nichtigsten Anlässen
verträgt ein gesund denkender Mensch nicht.

Von 1823 an lebte Brentano in München und verkehrte
im Kreise der Görres und Genossen. Er wurde immer
wunderlicher und — wie sein ungenannter, frommer Biograph
sagt —: „Man gewahrte an ihm jetzt zuweilen, dass
ihm Denken und Arbeiten schwer fiel, und einen Mangel
an Fähigkeit zu fast jeder anderen Beschäftigung als der
des Ifortarbeitens an seinen ihm so werthen Manuskripten
der Emmerich." — Brentano f der 1802 in „ Grodwi" eine
„Emanzipirte im grossen Styl, eine Prophetin der Wollust
und Sinnlichkeit, voll Hass gegen die Ehe und den Zwang
der Tugend" geschildert hatte, schrieb später ein „Leben
der seligen Anna Katharina Emmerich" (IV. Bd. der Ges.
Sehr.), worin er der stigmatisirten Nonne Emmerich Leiden
und sterben schildert. Hatte er sie doch fünf Jahre fast
unausgesetzt in Dülmen (Westfalen, Regierungsbezirk
Münster), wohin ihn sein Bruder Christian gebracht hatte
beobachtet. Er schrieb dann auch nach den Visionen der*
Ekstatischen nieder, was die inneren Anschauungen dieser
über das „bittere Leiden unseres Herrn und Heilands Jesu
Christi" und das „Leben der allerseligsten Jungfrau Maria"
offenbarten. Erstere Schrift erschien bei Lebzeiten Brentanos
1833, und der Betrag der sechs Auflagen, die reissend
abgingen, volle 15000 süddeutsche Gulden, floss wohl-
thätigen Stiftungen zu» — Auch den Okkultisten interessirt
Vieles von dem, was Brentano über die Emmerich berichtet
hat; man muss nur stets die Facta vollständig trennen von
ihrer Verwerthung in stupid-orthodoxem Sinne.

Am 9. Oktober 1820 sieht Brentano zum ersten Male
„die Wunderzeichen dieses armen, elenden Leibes bluten".
An den Händen blutende Male; „das Lanzenmal an der
Seite unter der rechten Brust ist am rührendsten für mich.
Ausser dem Kreuze auf dem Brustbein hat sie, länger als

*) Siehe Clemens Brentano^ „Gesammelte Schriften", Frankfurt
a. M., 1855, VIII. und IX. Band. Gesammelte Briefe von 1795
bis 1842.

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