Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 69
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
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Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

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Dankuaar: Geistige und soziale Strömungen etc. 69

giösen mit der S e x u a 1 ekstase hin. Eine Psycho-Physio-
logie, so meint er, würde bei der geistigen Sektion der
religiösen Ekstase auf dieselben Nervenverhältnisse stossen,
wie bei der Sexualekstase. „Die Sprache, welche von derartigen
Ekstatischen gesprochen wird, ist ganz die Sprache
der irdischen Liebe, und man braucht statt des Namens
Jesus z. B. nur einen Menschennamen zu setzen, so hat
man nichts, als ein in Liebe glühendes Weib vor sich/4**)
Die Lustgefühle der religiösen Ekstase — das Gesicht der
Emmerich drückt oft die höchste Seligkeit aus — sind „die
ekstatischen Wonnen einer Liebesleidenschaft, welche sich
nur einbildet, keine Liebe zu sein, weil das Objekt der
Liebe so hoch über dem gemeinen irdischen Begriff steht;
es sind pathologische Erscheinungen/4**) Was aber natürlich
nicht hindert, dass durch diese auch übersinnliche
Phänomene ausgeschaltet werden.

Auch mehrere andere Stigmatisirte zu beobachten
hatte Brentano noch Gelegenheit; und zwar verschiedene
stigmatisirte Jungfrauen im südlichen Tyrol, in dem „so
viele schöne Kirchelchen%< zu sehen ihn natürlich sehr freute.
Er sah die Crescentia Niklutsch, die Domenica Lazzari und
die Maria ton Morl in Kaidern. Letzteres Fräulein war
ein 23jähriges, frommes und auserwähltes Geschöpf, das
seit vier Jahren nahrungslos, in steter knieender,
ekstatischer Anbetung und Betrachtung, seit einem Jahr
stigmatisirt, mit offenen, blutenden Wunden, wie die „selige
Emmerich* dalag. „Sie ist unaufhörlich Tag und Nacht im
Bette knieend, die Hände ausgebreitet oder gefaltet, in
Entzückung erstarrt, in so vorgebeugter Stellung, dass ein
Mensch in natürlichem Zustand auf das Gesicht fallen
würde . . . Sie ist wie ein Wachsbild und ihr Anblick ist
erschütternd." An einem Freitag von 3—4 Uhr konnte
Brentano ihr Passions-mit-Leiden genau beobachten. Er berichtet
: „Man sieht sie nach und nach sterben, ihr Angesicht
erhält dunkle Flecken, die Nase wird spitz, die Augen
brechen, der kalte Schweiss rinnt nieder, der Tod kämpft
in der zitternden Brust, der Kopf erhebt sich mit schmerz*
lieh geöffnetem Munde, dass Hals und Kinnlade fast in
einer Linie; die Zunge verdorrt und zieht sich krampfhaft
zurück, die Luft girrt unwillkürlich aus der Kehle, der

*) Als zeitlich erstes und klassisches Beispiel für diesen Typus
religiöser Erotik ist woh] das alttestamentliche „Hohelied Salomonis"
von der schönen Hirtin Sulamith zu betrachten. — Red.

**) Dr. Le Berts: „Das Gefühlselement in der mystischen EntWickelung
" aus der Zeitschrift „Gnosis«. Entnommen aus der Juli-
Nr. (IV, 12) des „Vähan", unabhängige Monatsschrift für Theosophie.


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