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Kordon: Geistiges Schaffen unter Inspiration.
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Tischlern bei uns stand und mit uns konversirte;*) ferner,
dass wir unfehlbar jede, wenn auch noch so leise Bewegung
Tonica's hätten wahrnehmen müssen.
In derselben Sitzung wurde uns ein kleiner Gummiball
zugeworfen, der bald auf den Boden, bald auf den Tisch,
wie auch die einzelnen Personen nach deren Wunsch auf
Hände, Kopf, Lippen schlug. Auch fühlten wir, während
wir mit den Händen eine Kette bildeten, wie uns eine
fremde Hand fasste. —
Wie bemitleidenswerth müssen uns, die wir mit eigenen
Augen gesehen und mit eigenen Ohren gehört haben, jene
superweisen Gelehrten erscheinen, die ohne irgendwelche
persönliche Erfahrung aprioristisch alles Derartige
für Lug und Trug, Wahn und Halluzination erklären!
Geistiges Schaffen unter Inspiration.
Von Hans Kordon (Kilchberg bei Zürich).
(Fortsetzung von S. 17.)
Von den Hauptlehrsätzen des neuzeitlichen Materialismus
,, wie sie beispielsweise in dem Werke E. ßühring's: „Der
Wert des Lebens* zum Ausdrucke gelangen, einigermaassen
angekränkelt, keineswegs aber befriedigt und noch viel weniger
der eigenen Denkfähigkeit beraubt, wurde ich durch das
Studium der Schopenhauer'schen Philosophie, insbesondere
durch seine Abhandlung. „Ueber das Geistersehn und was
damit zusammenhängt**, auf die Bahnen einer metaphysischen
Weltanschauung zurückgeführt. Justinus
Kerner\ „Seherin von Prevorst" und Karl du Prel's kleinere
Schritten —: „Das Rätsel des Menschen'1 und „Der Spiritismus
" — gewährten mir sodann zuerst tieferen Einblick in
das fesselndste Problem, das denkende Menschen beschäftigen
kann, in das grosse Problem des Daseins überhaupt. Von
der Einheitlichkeit des Weltalls, die durch Lavoisier
und Robert Mayer nach meiner Ueberzeugung bewiesen ist,
tief durchdrungen, konnte ich mich angesichts des streng
gesetzlichen Verlaufes alles natürlichen Geschehens niemals
der lebendigen Erkenntnis verschliessen, dass ein geistiges
Prinzip, wenn man es so nennan will, das Universum unaufhörlich
durchwaltet, eine unbegriffene und für uns auf
unserer dermaligen Entwicklungsstufe durchaus unbegreifliche
Geistesmacht, die wissenschaftlich allerdings unhaltbar
ist, sobald sie anthropomorphisirt, vermenschlicht wird.
Wegbewiesen kann jedoch diese geistige Macht, deren
) Also doch wohl typtologiseh bezw. durch Klopftöne. — Red.
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