Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 83
(PDF, 224 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Parapsychologie und Grenzgebiete der Psychologie

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1904/0091
Kordon: Geistiges Schäften unter Inspiration. 83

Das nächste Phänomen, das wir wahrnahmen, war
folgendes: Meine Frau wurde, wenn sie sich an das Versuchstischchen
setzte, aber auch sonst, von einem Kältegefühl
durchschauert, oder, besser gesagt, von einem Kälteschauer
überlaufen. Sie hatte dabei die ganz bestimmte
Empfindung, dass ihre verstorbene Mutter in ihrer Nähe
sei. Die Kälteschauer waren das Zeichen, dass eine Kundgebung
erfolgen werde, und meine Frau begann nun bei
tageswachem Bewusstsein nicht nur Gedichte, sondern ohne
jedwedenPlan auch einen Roman zu schreiben, dessen
Heldin ihre dahingegangene Mutter ist. Er trägt den Titel:
„Die todte Mutter." Die typtologische Verständigung war
von nun an auf das Mindestmaass, auf „Ja" (3 Schläge)
„Neina (1 Schlag) und „Vielleicht", „Beiläufig", „Ungewiss"
(2 Schläge), beschränkt. Auf meine erstaunten Fragen erwiderte
meine Frau immer mit voller Bestimmtheit,
dass sie all das, was sie niederschreibe, vorher vernehme,
und ich konnte angesichts der Thatsache, dass ein fesselnder,
ergreifender Roman entstand, in dem Verhältnisse und
persönliche Beziehungen geschildert wurden, von denen
meine Frau entweder gar keine, oder nur eine sehr oberflächliche
Kenntniss gehabt hatte, an der Wahrscheinlichkeit
inspirierten Schaffens kaum noch zweifeln. Auch
unser gelegentlicher Verkehr mit den übersinnlichen Wesen,
die sich kundgaben, hatte jetzt einen durchaus ernsten,
würdigen Charakter, so dass wir uns des Eindrucks nicht
erwehren konnten, mit guten, reinen und auch hohen Geistern
in Verbindung zu stehen. Nichtsdestoweniger verfiel ich
der ärgsten Skepsis, als mir eines Tages im Juli durch den
Mund meiner Frau, die unter Eingebung sprach, mitgetheilt
wurde, auch ich würde unter Inspiration zu schreiben beginnen
, und kein Geringerer als — Goethe*$ Geist würde
mein Inspirator sein. Die Botschaft hörte ich wohl, allein
mir fehlte der Glaube gänzlich, ja, mir wurde dadurch selbst
das immerhin merkwürdige Schaffen meiner Frau arg verleidet
, denn ich hatte nicht die geringste Lust, mich von
wem immer zum Besten halten zu lassen. Einmal brachte
ich meinen ünmuth sogar in ziemlich erregter Weise zum
Ausdruck, so dass meine Frau sehr betrübt war und Thränen
vergoss; sie Hess sich aber auch dadurch in ihrer Ueber-
zeugung nicht beirren, dass sie in geistigem Verkehr mit
ihrer Mutter stehe und arbeitete an ihrem Roman eifrig
weiter, der, ungefähr 16 Druckbogen umfassend, binnen
23 Tagen vollendet wurde. Vorher war mir jedoch bereits
etwas widerfahren, was meinen Unglauben gewaltig erschüttert
und meine Zweifel fast ganz verscheucht hatte

6*


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/psychische_studien1904/0091