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94 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 2. Bett. (Februar 1904.)
unserer Erscheinung erschafft, nach dem Tode fortdauert
und unter neuen Bedingungen neue Daseinsformen hervorzubringen
befähigt ist.
Monistisch nennt du Prel seine Soelenlehre mit
Grund, insofern auch unsere vorübergehende Leibesbeschaffenheit
, die ja übrigens innerhalb ihrer einheitlichen Form
in unablässigem Stoffwandel sich befindet, nicht äusserlich
neben unsre Geisteswesenheit tritt*), sondern deren eigenste
Organisation ist; denn selbst bei möglichen Veränderungen
dieser Form nach dem Tode ruht doch in der Formkraft
als Grundlage ein und dasselbe Prinzip. In der Form
also ruht das Wesen dieses Monismus, nicht in den von der
Formkraft für sie verwandten, immer wechselnden Stoffmengen
. Wenn wir dann zum Verhältniss des Astralleibes
zur Seele fortschreiten, kann daran etwas anders werden?
Ist nicht auch hier wieder das Einheitliche die Form,
welche nach der in der Seele herrschenden Formkraft sich
bildet, oder ist der räumliche Astralleib unmittelbar selbst
unwandelbare, unzerstörbare Substanz und sind in Folge
dessen Astralleib und Seele ebendasselbe?
Schnehen hat aus du Prel die Ansicht von der gänzlichen
Einheit von Seele und Astralleib entnommen
und es giebt Stellen, in denen allerdings diese Einheit fest
behauptet zu werden scheint. Dagegen findet man Stellen,
die deutlich eine andere Anschauungsweise du Prelh zeigen,
leb führe zuerst Aussprüche der ersten Art an.
Der auffallendste ist da der von Schnellen genannte in
der „Monist. Seelenlehre" S. 131: „Wir, die wir aus Erfahrungstatsachen
die Identität des Denkenden und Organi-
sirenden erkannt haben, müssen auch wieder die funktionelle
Einfachheit der Seele aufgeben und müssen dieser nicht nur
formale Ausdehnung, sondern sogar Stofflichkeit zuschreiben."
Ebenda S. 169: Die Materie ist die einzige nachweisbare
Art von Substanzen und wir haben keine Berechtigung
zur Annahme reiner Geister.u
Dies sagt du Prel nur, um zu begründen, dass der
„Substanzleib", dessen wir bedürfen, irgendwie materiell
sein müsse, und jenem zuerst angeführten Satze fügt er hinzu
: „Eine organisirende Seele muss die Ausdehnung mindestens
potenziell in sich haben; eine morphologisch
thätige Seele muss ein räumliches und räumlich sich
fühlendes Wesen sein." Gegen diesen letzten Satz möchte
ganz sicher kein stichhaltiger Einwand aufzubringen sein.
Und wenn daneben jene obigen Sätze, übrigens als die
*) Siehe M. S., 168.
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