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Bormann: Karl du Prel und die Philosophie des Bewussten. 95
einzigen, deren ich mich in du PreVs Schriften jetzt entsinne,
strikt die prinzipielle Leiblichkeit der Seele aufzustellen
scheinen, erwähne ich nun Stellen, die minder bestimmt
gehalten sind.
In „Magie als Naturwissenschaft", Band II,
S. 31 spricht du Prel von der „ v i e 11 e i c h t bis zur Identität
gehenden Verschmelzung von Od und Lebenskraft." Da
der Astralleib ihm stets als odisch gilt und die Lebenskraft
unmittelbar als Seele, — was freilich in solcher völligen
Gleichstellung nicht haltbar, da Lebenskraft einer fleischlichen
Existenz immer nur die nach irdischen Stoffbedingungen
geregelte höhere Lebenskraft der Seele ist, — so ist hier,
aber nur „vielleicht" die Identität von Seele und Astralleib
angenommen.
Und ebenda auf S. 44 heisst es: „Mag nun die Seele
selbst odischer Natur sein oder das Od nur das Verbindungsglied
zwischen Seele und Körper sein — welche Frage
Reichenbach dahingestellt sein lässt —, so müssen doch mit
beiden Funktionsrichtungen der Seele odische Vorgänge
verbunden sein, nicht bloss mit dem Beleben, sondern auch
mit dem Denken usw."
Die Sätze Karl von Reichenbach% in denen das Od als
möglicher Weise „konstitutiver ßestandtheil unsres Seelenlebens
", als .fdas dem seelischen Prinzip im Menschen am
nächsten stehende Dynamid", als „Uebergang von Stoff
and Kraft" angesprochen wird, sind es im Verein mit
andern Entdeckungen, wie derjenigen der strahlenden Materie
durch Grookes, gewesen, die in du Prel die Gewissheit
von der innigen Verflochtenheit aller Lebensvorgänge mit
solchen feinen Agentien weckten.*) Und ist schliesslich
dagegen aufzutreten, dass mit den vegetativen wie geistigen
Verrichtungen unsres Seelenlebens die Bewegungen solcher
feinen Stofflichkeiten engverbunden sein müssen? Doch
gewiss nicht! Auf diese Verflochtenheit, auf das Bedürf-
niss ausgedehnter Leiblichkeit für die lebende Seele, weil
die Annahme von einem Wirken reiner Geister ihm ein
Unding scheint, kommt es du Prel schliesslich an. Es sind
andere Stellen wiederum garnicht angethan, die prinzipielle
Einheit von Seele und Astralleib als seine Meinung dar-
darzuthun.
So lese man in „Magie als Naturwissenschaft": „Er
(nl. der Okkultismus) weiss, dass immaterielle Prinzipien
innerhalb der materiellen Welt auch eines
materiellen Trägers bedürfen." Das Od wird von ihm
*) Siehe M. S. 133 f£.
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