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98 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 2. Heft. (Februar 1904.)
magnetismus als von den Willenskräften verursachte
Bewegungen feinster Theile an einer
andern Stelle erklären zu sollen gemeint.*) Weil nach
Reichenbach das Od die ganze Natur durch wallt, so scheint
mir diese Deutung weit wahrscheinlicher, als die, welche
in ihm ein besonderes Dynamid erblickt. Die Verschiedenheit
aller Dinge und ihrer Wirkungen mag von der verschiedenartigen
Struktur und gegenseitigen Lagerung dieser
Feinwesen abhängen. Verhältnissmässiger Stoffwechsel wird
auch bei den odischen Bewegungen stattfinden; allein ihr
unmittelbares Wirken möchte in Bewegungskräften zu
suchen sein, deren Uebertragung auf den Patienten beim
Animalmagnetismus weit mehr bedeuten wird, als die Uebertragung
der feinen Stofflichkeiten. —
Wir sahen also, dass du Prel das denkende Organisiren
dem Körperbau vorhergehen lässt und,
da er beständig auf dies Organisiren der Seele den grössten
Nachdruck legt, wie wäre es logisch, zu meinen, dass beim
Astralleibe diese organisirende Kraft nicht in ganz
entsprechender Weise walte wie beim fleischlichen
Körper? Dieser Schlussfolgerung kann man unmöglich
entrinnen. Wenn an den erwähnten Stellen das Od oder
der Astralleib bei du Prel Träger der Lebenskraft
oder der Seele heissen, so giebt es viele andere Sätze, in
denen mit umgekehrt genommenem Gesichtspunkt die Seele
oder das Ich „der Träger des Lebens" oder „der
magischen Fähigkeiten4* benannt wird.**) Vollends
steht im „Rätsel des Menschen" (S. 68) der Satz: „Auch
die organisirende Fähigkeit der Seelen müssen wir uns
künftig gesteigert denken und werden auch ein Objekt
derselben, einen irgendwie beschaffenen
Leib der Seele, voraussetzen müssen, die also im Tode
nur den grobmateriellen Leib ablegt." Darnach ist klar
und deutlich der Astralleib das Organisationsobjekt
der Seele und, was ewig ihr verbleibt, das ist
nur das in ihr ruhende Formprinzip.
Will man es nun du Prel zur Last legen, dass er an
ein paar Steilen Seele und Astralleib völlig zu identificiren
scheint? Was er damit verdeutlichen wollte, liegt ja zu
Tage und ich habe es bereits hervorgehoben: das selbstständige
lebende Einzelnwesen ist schlechterdings ohne irgendwelche
Leiblichkeit in keiner Existenz denkbar und wir
müssten Verzicht thun auf alles Anrecht unseres Denkens,
*) »Uebersinnl. Welt* 1901, S. 401 ff.
**) Vgl. z. B. M. a. N. II, 15. 17. 25. 35. 38. 40. 54,
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