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i 36 Psychische Stadien. XXXI. Jahrg. 3. Hefe. (März 1904.)
Okkultismus? Steht seine Lehre, die ja vielmehr Paulo*
jusmus, als Pantheismus ist, und die eine individuelle
lmmortalität, wie wir soeben gehört, nicht kennt, zu den
mystischen Erscheinungen der menschlichen Natur trotzdem
vielleicht in irgend einem Zusammenhange? Gewiss!
Hegel unterscheidet den Geist ah Seele, den Geist als
Bewusstsein, den Geist im Fürsichsein; hieraus ergeben sich
ihm drei Wissenschaften: die Anthropologie, die Phänomenologie
, die Psychologie. Was versteht n in Hegel unter
Psychologie? Den Begriff des subjektiven Geistes, als
Geist, und dieser, ist ihm die Einheit von Seele und Bewusstsein
. Das Bewusstsein entsteht nun nicht empirisch;
der Mensch kommt zum Bewusstsein, dass er Bewisstsein
hat. Das Ich ist absolute Thatigkeit, denn es bringt sich
selbst hervor. Es ist Denken. Das Selbstbewusstsein ist
das Wissen des Ich von sich als Ich. Die Seele ist immateriell
(§ 389). „Die Seele ist an sich die Totalität
der Natur, aber als individuelle Seele ist sie Monade" (§ 403).
Die fühlende Individualität ist passiv; „deren selbstische
Individualität ein von ihr verschiedenes Subjekt" und dieses
Subjekt kann der „Genius" der Individualität genannt
werden. „Unter dem Genius haben wir die in allen Lagen
und Verhältnissen des Menschen über dessen Thuen und
Schicksal entscheidende Besonderheit derselben zu verstehen
. . . Diese Besonderheit meines Innern macht mein
Verhängnis aus, denn sie ist das Orakel, von dessen Ausspruch
alle Elitschliessungen des Individuums abhängen,
sie bildet das Objektive, welches sich von dem Innern des
Charakters heraus geltend macht." Der Genius ist also
das innerste Wesen des Individuums, seine Wirksamkeit
geschieht ohne Reflexion, also unbewusst, ferner ver-
mittelungslos oder unmittelbar. Diese Art der Wirksamkeit
nennt Hegel magisch und den Genius deshalb die
„fühlende Seele in ihrer Unmittelbarkeit". Das denkwürdigste
Exempel eines solchen Genius ist das Dämonion
des Sokrates. Hegel unterscheidet also klärlich zwischen
sinnlichem Bewusstsein und transcendentalem Subjekt: „es
sind dies zwei Individuen und doch in noch ungetrennter
Seelen ein hei t" (§405^. Er spricht sogar von
den „magischen Verhältnissen" beider und in § 406 (III. Th.
der Encyclopädie) wendet er sich dem „magnetischen Somnambulismus
" zu, den er (in seiner dunklen Sprache) „eine
Krankheit, in der das Individuum sich unvermittelt zu dem
• konkreten Inhalt seiner selbst verhält", nennt. Es ist ein
Gefühlsleben, welches in sich selbst sehend und wissend ist.
,,So ist das Individuum die seine Wirklichkeit in sich
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