Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 140
(PDF, 224 MB)
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140 Psychische Studien. XXXI. Jahrg. 3. Heft. (März 1904.)

stehen. Dagegen habe ich eine gegen Riemer (1810) ge»
machte Aeusserung gefunden, welche anderen Aussprüchen
über die Doppelnatur des Menschen — ich denke vor allem
an das Wort von der „Verdüsterung der Entelechie" —
wohl angereiht werden darf; sie lautet: „Der Mensch kann
nicht lange im bewussten Zustande oder im Bewusstsein
verharren, er muss sich wieder ins Unbewusstsein flüchten,
denn darin lebt seine Wurzel." Eine Parallelstelle zum
Gedanken von der Verdüsterung der Entelechie findet sich
auch in den „Sprüchen in Prosa", nämlich: „Das belebende
und ordnende Prinzip ist in der Erscheinung dergestalt
bedrängt, dass es sich kaum zu retten weiss."

Dass das „belebende Prinzip", das transseeLdentale
Subjekt du Prefs, sich den Körper baut, dafür findet sich
noch ein ganz unzweifelhafter Beleg in den Noten zu
„Ueber Goethe'$ Harzreise im Winter", wo es heisst, dass
„die Neugier rege ward, welchen Körper sich ein so wunderlicher
Geist gebildet habe?"' Im Zusammenhang mit dieser
Lehre steht die Chiromantie, deren Anhänger in den Linien
der Hand freilich nicht nur Geistes- und Charaktereigenschaften
, sondern auch das Schicksal lesen wollen. Dass
Goethe aber auch dies für möglich gehalten, dürfte eine
Stelle aus dem Schlüsse der „Iphigenie" beweisen, wo diese
sich an T/was mit den Worten wendet:

Sieh hier an seiner rechten Hand das Mal
Wie von drei' Sternen, das am Tage schon,
Da er geboren ward, sich zeigte, das
Auf schwere That, mit dieser Faust zu üben,
Der Priester deutete.*)

Ein anderes in der „Iphigenie" vorkommendes okkultes
Phänomen ist die plötzliche Heilung des Orest: „Von dir
berührt, war ich geheilt." Ueber diese Worte haben verschiedene
Gelehrte in bis zu 100 S. umfassenden Schriften
sich die Köpfe zerbrochen. So sagt z. ß. Lahr („ Heilung
des Ore$V% dass unmittelbare psychische Beeinflussung bei
einem Geisteskranken in dieser Weise nicht möglich sei;
der Wahnsinn des Orest sei vielleicht kein wirklicher Wahnsinn
, sondern habe nur eine symbolische Bedeutung. Dass
Goethe indessen nach meiner Ansicht eine weitgehende,

*) Da der Dichter seine Iphigenie in obiger Stelle doch nur
ihre bezw. des Priesters Anschauung gemäss dem Geist und Glauben
ihrer Zeit aussprechen lässt, so scheint uns ein Eückschluss aus
diesem Citat auf eine entsprechende Ueberzeugung Goethe's, an und
für sich genommen, nicht ganz stichhaltig zu sein. — Red.

In jedem andern Falle wäre die vorstehende Erinnerung gewiss
i\m Platze. Beim Erzokkultisten Goethe scheint mir aher meine Annahme
zulässig. Auch sage ich nur „dürfte beweisen". — M. S.


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