Institut für Grenzgebiete der Psychologie und Psychohygiene, Bibliothek, Frei122-Z5
Aksakov, Aleksandr N. [Begr.]
Psychische Studien: monatliche Zeitschrift vorzüglich der Untersuchung der wenig gekannten Phänomene des Seelenlebens
31. Jahrgang.1904
Seite: 156
(PDF, 224 MB)
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156 Psyohisohe Studien. XXXI. Jahrg. 3. Heft. (März 1904.)

unendlich kleiner ist. Auch beruhte die weltumgestaltende
Kraft, die jene entfalteten, sicherlich nicht etwa blos in
ihrem Glauben an ihre persönliche Wiedergebui t. Man
muss die gewaltige Kraft der Liebe eines Christus obenan,
eines Apostels Paulus, eines Bernhard von Clairvaux, eines
Franz von Assisi, einer Katharina von Siena, eines Savonarola
und so vieler anderer Glaubenshelden blindlings verkennen,
um nicht zu begreifen, dass gerade der Glaube an den endlichen
Sieg der guten Sache, überhaupt an ein künftiges
Reich der Seligen — den grössten und herrlichsten Theii
jenes geistigen Lichtes ausmachten, aus welchem sie ihre
ausserordentliche Thatkraft schöpften.

Dass die meisten jener grossen Menschenfreunde in
ihrem Glauben allerlei, durch die Beschränktheit der Zeit-
ansehauun<?en hineingekommene unechte, ja mit der Zeit
schädlich wirkende Beimischungen duldeten, weil sie dieselben
für Wirklichkeit hielten, that nichts zur Sache, da
ihre Kraft aus der Hauptquelle floss. Eben weil ihnen
das Ideal die Kraft zur Ueberwindung ihrer Prüfungen
und zur Erhaltung ihres Seelenfriedens verleiht, so pflegt
schon das Aeussere von solchen hochsittlichen Menschen,
namentlich ihr Gesichtsausdruck, einen ganz anderen Eindruck
auszuüben, als der von rechtschaffenen Ungläubigen,
— eine Thatsache, die man nicht völlig iguoriren sollte.
Die innere Kraft, welche jene unter ihrer schweren Last
aufrecht erhält, spiegelt sich im Auge, in Gesichtszügen,
Stimme etc. wieder und bewirkt eine unmittelbare, unwillkürliche
Anziehung und Anregung Anderer. So war die
blosse Gegenwart eines Franz von Assisi (der selbst die
Thiere seine Brüder nannte) von überwältigender, belebender
und erhebender Wirkung, wie dies seine Zeitgenossen
übereinstimmend bezeugen. Erst wenn zu dem Ausdruck
von Milde, Wohlwollen und Würde der der Zuversicht
und Hoffnung hinzukommt, erreicht die unmittelbare
Anziehungskraft eines Menschenantlitzes ihre höchste Potenz,
die auch von einigen grossen Malern begriffen und in ihren
gelungensten Madonnen - und Heiligenbildern verkörpert
wurde. Und nicht blos Heilige, auch die vielen anderen
grossen Geister, die ihren durch Vernunftschlüsse befestigten
religiösen Glauben im Hintergrunde ihres Wirkens stets
wachhielten, verdanken nach ihrem eigenen Zeugniss ihm
einen grossen Theii der Kraft, die sie in ihrem Ringen um
Wahrheit, in ihrem öffentlichen Auftreten bekundeten, und
man muss in Vorurtheilen befangen sein, um nicht zu erkennen
, dass schon ihrem Gesichtsausdruck, namentlich dem
IMick ihrer Augen, in der Mehrzahl der Fälle ein fast


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